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Kampf gegen giftigen Eindringling

Gefahr durch Riesenbärenklau - Zurückdrängung wird empfohlen

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Seit sich der Mensch über die Erde ausbreitet, hat er Pflanzen auf fremdem Boden heimisch gemacht. 400 sogenannte Neophyten wachsen in Deutschland, von denen 50 Arten als problematisch gelten - vor allem der hochgiftige Riesenbärenklau.

Es soll schon Tote gegeben haben, Menschen, denen die Berührung mit dem auch »Herkulesstaude« genannten Doldenblütler zum Verhängnis wurde. Der wächst auch in Bielefeld: »Ich habe sie an mehreren Stellen gesehen«, sagt der botanisch interessierte Bielefelder Geschäftsmann Alfons Willeke und zählt einige Plätze auf, zu denen auch Kinder problemlos Zugang haben: am Linkberg hinter Markuskirche und Kindergarten, in der Nähe der Dornberger Grundschule, entlang der Ufer des Johannisbachs - und im Botanischen Garten.
»Auf meinen Brief ans städtische Forstamt habe ich keine Antwort erhalten«, sagt Willeke bedauernd. »Wir werden uns um das Problem kümmern«, schrieb ihm dagegen Heinz S. Wangerowski, der Platzwart des Bielefelder Golfclubs, denn an der Dornberger Straße macht sich der Riesenbärenklau ebenfalls breit - bis zu vier Meter können die rotgesprenkelten, hohlen Stengel aufragen.
Willeke möchte nicht nur die Stadt, sondern auch private Gartenbesitzer vor dem jetzt weiß blühenden Eindringling warnen. Bei Berührung, vor allem beim Kontakt mit dem Pflanzensaft, wird die menschliche Haut für UV-Licht hypersensibilisiert: Bei Sonneneinstrahlung zeigen sich Symptome übler Verbrennungen mit Blasenbildung. Trotz Heilung der schmerzhaften Flecken nach zwei oder mehr Wochen kann eine narbenähnliche dunkle Hautstelle (Hyperpigmentierung) zurückbleiben.
Was die vollständige Zurückdrängung des Riesenbärenklaus (der seinerseits heimische Arten verdrängt) angeht, so sind Experten skeptisch. Doch dürfe man deshalb nicht untätig bleiben, heißt es - vor allem dort nicht, wo Kinder ahnungslos herumtollen. Mähen allerdings ist sinnlos.
Der Riesenbärenklau regeneriert sich sogar - auch ohne Samen gebildet zu haben -Ê aus seiner Wurzel, es sei denn, diese wird etwa in fünf Zentimeter Tiefe durchtrennt. Dies geschieht vorzugsweise mit dem Spaten. Die Wurzel darf nun, bis sie verdorrt ist, nicht mehr mit Erdreich in Berührung kommen; tieferliegende Wurzelteile verrotten im Boden.
Die Bekämpfung durch Abschneiden der Dolden (30 000 Samen pro Pflanze!) ist aus mancherlei für den Laien kaum zu durchschauenden Gründen deutlich komplizierter. Und erst dort, wo zwei Jahre lang kein neuer Riesenbärenklau emporsprießt, ist die Gefahr gebannt.
Übrigens geht es eingeschleppten Pflanzen auch gesetzlich an den Stengel: Seit dem Jahr 2000 schreibt die »Konvention über Biologische Vielfalt« Vorsorge, Kontrolle und Bekämpfung als Aufgabe des Naturschutzes fest (Paragraph 8h). Im Bundesnaturschutzgesetz findet dies im Verbot der Verfälschung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt seinen Niederschlag (Paragraph 41(2)).
Verantwortungslose Esoteriker behaupten im Internet, eine Essenz von Riesenbärenklau helfe dabei, furchtlos und tapfer zu werden und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Über solchen Unfug können Willeke und Dornbergs Landschaftswächter Heinz Joachim Keienburg nur den Kopf schütteln. Keienburg, seit Anfang Juli im Ehrenamt, hat gerade erst auf einem Grundstück am Rehhagenhof einen der gefährlichen Bestände niedergelegt. Beobachtet von spielenden Kindern . . .

Artikel vom 23.07.2005