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Falscher Geldbote erbeutet 104 430 Euro

Einnahmen des Marktkaufs Sennestadt ergaunert - ähnliche Fälle in Werther und Detmold

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Dreister Trickbetrug im Marktkauf Sennestadt: Ein falscher Wachmann hat die Tageseinnahmen des Supermarktes von 104 430 Euro erbeutet. Vom Täter, der in Ostwestfalen-Lippe bereits zum dritten Mal zugeschlagen haben soll, gibt es keine heiße Spur.

Dass der in die grau-blaue Dienstkleidung des Sicherheitsunternehmens »Geld- und Werttransporte« gekleidete Kriminelle der falsche Mann gewesen war, fiel am Tattag 9. Juli im Supermarkt erst 45 Minuten später auf. Um 10.45 Uhr an jenem Samstag kamen nämlich die echten Wachleute zur Kassenaufsicht, um die längst verschwundenen Einnahmen vom Vortag abzuholen. Pech für die Supermarkt-Kette: Der Schaden wird nicht von der Versicherung des Sicherheitsunternehmens ersetzt.
Sonja Pergande, ermittelnde Kommissarin vom Betrugskommissariat der Polizei, bestätigte, dass der falsche Wachmann »hoch professionell agiert« habe. Nicht nur Uniform (graue Hose, blaues Hemd) und Schusswaffe an der Hüfte hätten zum Erscheinungsbild eines Geldboten gepasst. Der Mann habe auch eine Tragevorrichtung für Geldkoffer dabei gehabt und im Geschäft sogar einen Dienstausweis mit den Daten eines tatsächlich bei der Sicherheitsfirma angestellten Mitarbeiters vorgelegt.
Diese Betrugsmasche ist in Ostwestfalen-Lippe nicht zum ersten Mal angewandt worden. Bereits im Dezember 2002 in Werther und im Oktober 2004 in Detmold waren falsche Geldboten in einer Bäckereifiliale beziehungsweise in einem Geschäft für Angehörige der britischen Streitkräfte auf Beutezüge gegangen. Allerdings, so Kommissarin Pergande, habe es sich dabei um wesentlich kleinere Beträge gehandelt als jetzt im aktuellen Marktkauf-Fall.
Elmar Voges, Leiter der Revisionsabteilung der Niedersächsischen Wach- und Schließgesellschaft in Hannover, der die Firma »Geld- und Wertransporte« mit Zweigstelle in Bielefeld angegliedert ist, erklärte, dass die Tat in Sennestadt nur durch »detaillierte Insiderkenntnisse« möglich gewesen sei. Doch habe der echte Mitarbeiter, dessen Namen und Dienstnummer vom falschen Geldboten benutzt worden waren, offenbar nichts mit dem Betrug zu tun. Dieser Wachmann sei von der Kripo überprüft worden und könne sich nicht erklären, wie seine Daten dem dreisten Kriminellen in die Hände gefallen seien.
Inzwischen, so Voges, seien die Sicherheitsvorkehrungen bei der Marktkauf-Supermarkt-Kette verschärft worden. In den Geschäften lägen Listen von der Firma »Geld- und Werttransporte« vor, auf denen neben Namen und Dienstnummern des Sicherheitspersonals auch Mitarbeiterfotos abgebildet seien. Zusätzlich rät Voges, sich zum Dienstausweis eines Geldboten den Personalausweis zeigen zu lassen.
Die Kripo Bielefeld fahndet nach dem Marktkauf-Betrüger jetzt mit einem Phantomfoto. Besonders interessiert die Ermittler, wie der Mann - 30 bis 35 Jahre alt, 1,60 bis 1,70 Meter groß, schlank, blondes, gewelltes Haar, offenbar Deutscher - mit den Tageseinnahmen geflüchtet ist. Denn nach dem Gang zur Supermarkt-Kassenaufsicht verliert sich seine Spur. Hinweise an die Polizei unter Telefon 5450.

Artikel vom 23.07.2005