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Vier Explosionen erschüttern wieder die Londoner City

Ablauf verblüffend ähnlich wie vor zwei Wochen - offenbar keine Opfer

London (dpa). Genau zwei Wochen nach den Selbstmordanschlägen von London mit 56 Toten ist die britische Hauptstadt gestern erneut von mehreren Explosionen erschüttert worden. Die Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus waren zwar von geringer Sprengkraft, verbreiteten aber Angst und Schrecken. Opfer gab es keine.
Polizeibeamte suchten gestern nach den Explosionen in den Londoner U-Bahn-Stationen wie hier am Haltepunkt Warren Street nach Spuren. Bei den Anschlägen gab es offenbar keine Opfer.

Wenige Stunden nach den Detonationen in drei U-Bahnen und einem Doppeldeckerbus hatte die Polizei die Lage nach eigenen Angaben wieder »unter Kontrolle«. Premierminister Tony Blair rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.
Ein Mann wurde vor der Downing Street, dem Sitz des Premierministers, von Polizisten mit vorgehaltenen Maschinenpistolen festgenommen. Diese Festnahme stünde jedoch nicht im Zusammenhang mit den Anschlägen, sagte Scotland-Yard-Chef Sir Ian Blair.
Er betonte in einer Reaktion auf Berichte über einen penetranten Geruch nach den Explosionen, nichts deute auf einen Chemiewaffenanschlag hin. Die Bomben seien anscheinend »recht konventionell« gewesen. »Das sind kleinere Sprengsätze, von denen einige nicht richtig losgegangen sind«, erläuterte er. Die Bomben seien aber fast gleichzeitig explodiert. Man müsse davon ausgehen, dass einige nicht explodierte Bomben wohl noch in der U-Bahn liegen.
»Wir können Dinge wie diese nicht herunterspielen. Alles, was ich dazu sagen möchte ist dies - wir wissen, warum diese Dinge geschehen sind, um den Menschen Angst zu machen«, sagte Regierungschef Blair. Er bestätigte, dass niemand verletzt worden sei.
Die neuen Anschläge trafen die Metropole ins Mark. Zahlreiche U- Bahnstationen wurden vorübergehend evakuiert und scharenweise in Panik geratene Fahrgäste aus den Waggons geholt. Das Regierungsviertel Whitehall wurde kurzzeitig abgesperrt. Scotland Yard fand nach eigenen Angaben nach den Detonationen »keine Spuren chemischer Substanzen«.
Blair rief die Bevölkerung auf, ihrer normalen Tätigkeit weiter nachzugehen. Er forderte die Briten auf, wie in der Vergangenheit mit der bekannten Ruhe, Würde und Entschlossenheit zu reagieren. Das Ziel der Attentäter sei genau, die Leute einzuschüchtern. »Wir wollen so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren.« Zuvor hatte er an einem Krisentreffen über die Explosionen mit den Chefs der Sicherheitskräfte sowie Innenminister Charles Clarke, Verteidigungsminister John Reid und Außenminister Jack Straw teilgenommen.
Der U-Bahn-Fahrgast Ivan McCracken sagte, in seiner U-Bahn sei kurz vor der Station Warren Street ein Rucksack explodiert. Andere Augenzeugen berichteten an zwei U-Bahnstationen, sie hätten jeweils gesehen, wie ein Mann einen Rucksack abgestellt habe und davongerannt sei.
Pakistan hat nach britischen Angaben bei einer Großrazzia keinen Verdächtigen der Londoner Anschläge vor zwei Wochen festgenommen. Sicherheitskräfte hatten fast 300 Menschen festgenommen und Privathäuser, Koranschulen sowie Moscheen durchsucht. »Niemand ist in den vergangenen 48 Stunden festgenommen worden, der mit den Anschlägen in London in Verbindung gebracht wird«, sagte der politische Ratgeber an der britischen Botschaft, Peter Wilson, Die Londoner Zeitung »Times« hatte hatte berichtet, die pakistanische Polizei habe den Hintermann der Londoner Terroranschläge festgenommen. Es handele sich um den »britischen El-Kaida-Führer« Haroon Rashid Aswat.

Artikel vom 22.07.2005