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Loboué bleibt die 1

Paderborner Torwart-Duell früh entschieden

Von Matthias Reichstein
Höckendorf (WB). Den Kampf um die Nummer 1 hat der Mann mit der 1 schon verloren. »Mein Torhüter heißt Stephan Loboué«, hat sich Paderborns Trainer Jos Luhukay entschieden. Der Stammkeeper der Aufstiegssaison bekommt einen Bonus, Leidtragender ist einmal mehr Lukas Kruse. »Die 1 auf dem Rücken hat mir noch kein Glück gebracht«, ist das Eigengewächs des SC Paderborn 07 enttäuscht.

Bereits kurz nach dem Trainingsauftakt des Zweitliga-Aufsteigers am 1. Juli hatte der Holländer in einem persönlichen Gespräch bei dem Herausforderer für klare Verhältnisse gesorgt: »Ich muss besser halten als Lobo, gleichgut reicht nicht.« Eine Sichtweise, die für Kruse zwar schmerzhaft war, aber durchaus nachvollziehbar: »Der Trainer setzt auf die Stammspieler, bei den vielen Abgängen verständlich.«
Und doch anders, als in den Jahren zuvor. Vorgänger Pavel Dotchev hielt sich immer bedeckt, fällte erst nach dem letzten Testspiel die Entscheidung, wer zwischen den Pfosten bleiben durfte. Allerdings liefen die Duelle um den wichtigsten Arbeitsplatz im Fünfmeterraum nicht immer fair ab und erinnerten an Scheingefechte, denn am Ende stand bei dem Bulgaren nicht immer der Bessere im Kasten.
Wie ein Sieger fühlt sich Loboué, der im zweiten Jahr beim SCP spielt, aber noch nicht: »Ich spüre das Vertrauen des Trainers, aber den Bonus muss ich mir täglich durch gute Leistungen wieder neu verdienen.« Wie in der vergangenen Saison. Da stand der gebürtige Pforzheimer in 31 von 36 Meisterschaftsspielen im Tor und bekam nur ein Mal die Note fünf: Im drittletzten Spiel, beim 3:3 in Münster, patzte Loboué zweimal und zeigte Nerven: »Diese 90 Minuten haben mich weiter nach vorne gebracht als zehn gute Partien zuvor«, blickt der 1,94 Meter große Keeper zurück und fügt hinzu: »Ich bin hingefallen, direkt wieder aufgestanden, habe dem Druck stand gehalten und bin aufgestiegen. Das war für mich eine ganz wichtige Erfahrung.«
Wie lange er die Punkte noch für Paderborn festhalten wird, lässt Loboué ganz bewusst offen. Der Vertrag des 23-Jährigen läuft am 30. Juni 2006 aus, an eine vorzeitige Verlängerung denkt er nicht. Zweite Liga, erste Liga, Premier League in England - so sieht die persönliche Zukunftsplanung des selbstbewussten Torwarts aus. Wobei Liga zwei natürlich noch an erster Stelle steht: »Wenn wir den Klassenerhalt nicht schaffen, war unser Aufstieg wertlos.« Das Ziel gilt es mit einer fast komplett neuen Mannschaft zu erreichen. Neun Zugänge und neun Abgänge haben den SCP stark verändert, eine Tatsache, die auch den Daueroptimisten Loboué nachdenklich macht: »In der Vergangenheit sind immer die Vereine abgestiegen, die ihre komplette Aufstiegself umgekrempelt haben.«
Der Klassenerhalt bleibt auch für Lukas Kruse oberstes Ziel, am Ende einer erfolgreichen Saison würde der 22-Jährige aber auch freiwillig absteigen: »Wenn ich wieder keine Chance bekomme, sind das meine letzten zwölf Monate beim SCP. Ich stehe lieber in der Regionalliga auf dem Platz, als dass ich in der zweiten Liga nur zuschaue.« Vorzeitig aufgeben wird Kruse das Duell aber nicht. Denn eines hat der Jung-Profi bereits gelernt: Aufgeben darf man im schnelllebigen Fußball-Geschäft nie.

Artikel vom 22.07.2005