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Über die Einmischung gewundert

Ex-Kanzlerberater Teltschik sagt im Augsburger Pfahls-Prozess aus

Augsburg (dpa). Der wegen Korruption angeklagte Ex- Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls (62) hatte bei Panzergeschäften 1991 nach Aussage des früheren Kanzlerberaters Horst Teltschik »keinen Ermessensspielraum« gehabt.
»Pfahls war nicht zuverlässig«: Horst Teltschik.
»Das halte ich für ausgeschlossen«, sagte Teltschik am Freitag als Zeuge vor dem Landgericht Augsburg. Pfahls ist im Zusammenhang mit einem Panzer-Deal mit Saudi-Arabien wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung angeklagt.
Teltschik bezeichnete Pfahls als Vertreter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) und Fürsprecher umfänglicher Waffenexporte. »Ich wollte mit ihm in diesen Fragen nichts zu tun haben«, unterstrich der einstige Sicherheitsberater von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU).
Auf ein Schreiben von Pfahls angesprochen, in dem der Angeklagte Teltschik gebeten hatte, beim Auswärtigen Amt für das Panzergeschäft mit den Saudis Einfluss zu nehmen, sagte Teltschik, dies sei der »überflüssigste Brief« gewesen, den er je erhalten habe. Er habe sich über die »überraschende Einmischung« von Pfahls gewundert und den Brief ignoriert.
Pfahls hat die Annahme der Schreiber-Millionen über ein Schweizer Tarnkonto eingeräumt, den Vorwurf der Bestechlichkeit aber zurückgewiesen. Er habe mit seinem Einsatz für das Panzergeschäft nur eine höhere politische Entscheidung als zuständiger Rüstungsstaatssekretär vollzogen, die Kohl dem damaligen US-Außenminister James Baker im September 1990 als Beitrag der Deutschen zum ersten Golfkrieg zugesagt haben soll.
Teltschik erklärte dagegen, bei dem Treffen Kohl-Baker, an dem er teilgenommen hatte, sei über eine Lieferung von Fuchs-Spürpanzern an Saudi-Arabien nicht gesprochen worden.

Artikel vom 23.07.2005