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Da macht sich Jan auf
die Suche nach Gregor

ZDF dreht aufwendigen Zweiteiler in New York

Von Carla S. Reissman
New York (dpa). In dem kleinen Eck-Restaurant »Corner Diner« in New York beißt Paula genüsslich in ihr Sandwich. Die deutsche Schauspielerin trägt Netzstrümpfe, ein grünes Top und eine schwarze Fransenperücke. Man schreibt das Jahr 1988.

Jan (Heino Ferch) sitzt ihr gegenüber und hört zu, wie sich Paula (Martina Gedeck) über ihre wechselnden Beziehungskisten aufregt. Diese verkappte Punkerin wird eines Tages die Mutter seines Kindes werden. Dann lässt Regisseur Markus Imboden auf 1997 umbauen. Das ZDF dreht derzeit den Zweiteiler »Für immer und ewig und einen Tag« in Landshut, München und New York.
Der aufwendige Film erzählt über drei Jahrzehnte hinweg die Geschichte einer Männerfreundschaft zwischen Jan, dem Jungen aus einfachen Verhältnissen, und dem reichen Unternehmersohn Gregor (Fritz Karl): von der gemeinsamen Kindheit über das Studium und die Liebe zur gleichen Frau Elsa (Claudia Michelsen) bis zur Broker-Karriere in New York. Dann rasen am 11. September 2001 Flugzeuge in das World Trade Center, und 3000 Menschen sterben. Gregor ist im Nordturm und wird vermisst. Jan kann nicht glauben, dass er tot ist, und macht sich auf die Suche.
Für das Drehbuch, das er nach den Anschlägen vom 11. September umgeschrieben hat, bekam Autor Christian Jeltsch 2004 den Hessischen Drehbuchpreis. Nach den Studio-Aufnahmen ist die Produktionsfirma (d.i.e. Film gmbh) mit 20 Mitarbeitern und den vier Hauptdarstellern - Gedeck, Ferch, Michelsen und Karl - für die entscheidenden Szenen in die amerikanische Metropole gereist. Logistisch kein einfaches Unterfangen. Denn damit das Film-Budget von 4,2 Millionen Euro eingehalten werden kann, wurde vor Ort eine amerikanische Crew angeheuert. Im Drehbudget für New York von 700 000 Euro ist auch kein eigener Wohnwagen für jeden Schauspieler drin, sie müssen ihn sich für Kostümwechsel teilen, und er ist weit weg geparkt.
Der schwüle New Yorker Juli-Tag ist in den engen Straßen der Lower East Side nicht leicht zu ertragen. Martina Gedeck, die in Drehpausen gerne shoppen geht, hat damit kein Problem. »Die Stadt ist mehr als ein Komparse, sie verändert einen, es ist hier eine andere Energie. Man ist zwar erschöpft, aber man ist auf einem hohen Energielevel erschöpft«, sagt sie.
Auch Heino Ferch ist während des Mittagessens guter Dinge. Trotz der Unruhe und Hektik am Set sei es toll, in New York zu sein, sagt er. Das Drehbuch habe ihn wegen der komplexen Charaktere sofort fasziniert. »Markus Imboden war mein Wunsch-Regisseur für dieses Projekt. Er ist ein sehr geduldiger und unermüdlicher Beobachter von Szenen und hat ein großes intuitives Gefühl dafür, welche Dimensionen die Geschichte hergibt. Seine Filme strahlen eine große Menschengenauigkeit aus«, so der Schauspieler.

Artikel vom 23.07.2005