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Effenberg droht:
»Vielleicht werde
ich Linienrichter«

Abschieds-Gala mit drei Treffern

Mönchengladbach (dpa). Böllerschüsse, Konfettiregen und Feuerwerk - der Abschiedsparty folgte das Rätselraten um seine Zukunft. Nach 18 Jahren als Fußball-Profi hat Stefan Effenberg seine erfolgreiche Karriere mit einer Prominentenpartie mit Stars aus Sport und Show-Business beendet.

Doch die Frage nach seinen künftigen Plänen blockte der 36 Jahre alte Ex-Nationalspieler nach dem Abpfiff am Freitag in Mönchengladbach, wo er 1987 seinen ersten Profivertrag bekam, scherzhaft ab: »Vielleicht werde ich ja Linienrichter.«
Seinen letzten großen Auftritt wollte Effenberg einfach genießen, ohne über die Zukunft nachzudenken. Seinem Ruf waren viele ehemalige Weggefährten in den Borussia-Park gefolgt. Nationaltorhüter Oliver Kahn stand im Tor, der 90er-Weltmeister Thomas Häßler wirbelte als Spielgestalter im Mittelfeld und der ehemalige DFB-Teamchef Rudi Völler ließ noch einmal seine Klasse als Stürmer aufblitzen. Auch Tennis-Legende und Effenberg-Fan Boris Becker war dabei.
Das Toreschießen blieb aber in erster Linie »Cheffe« vorbehalten. Der Blondschopf traf drei Mal. »Das habe ich in meiner ganzen Karriere nicht geschafft«, sagte er. Nach seinem letzten Tor zum 6:6- Endstand zwischen den »Tigers« und den »Heroes« wurde die Partie um 20.40 Uhr in der 84. Minute vorzeitig abgepfiffen und der einstige Bayern-Star sagte vor knapp 40 000 Fans mit einer Ehrenrunde im Stadion »tschüs« und »servus«. »Ich habe mich unglaublich auf all' das hier gefreut. Es war sehr bewegend. Ihr habt mir einen tollen Abschied bereitet«, rief er den Fans zu. Auch seinem Bruder Frank und Sohn Etienne-Noel machte Effenberg glücklich: Beide durften an seiner Seite spielen.
Mit Lobeshymnen verabschiedeten ihn seine Mitspieler. »Es wäre schön, wenn solch eine Persönlichkeit dem Fußball erhalten bleibt«, meinte Gladbachs Ex-Torwart Uwe Kamps. Der 36-jährige Hauptdarsteller des Abends kann sich eine Rückkehr »als Trainer oder Strippenzieher« bei einem renommierten Verein durchaus vorstellen. Konkrete Pläne aber hat er noch nicht. Er will erstmal seine Freiheit mit der Familie in der Wahlheimat Florida genießen: »Darauf freue ich mich.«
Der von Keeper Jörg Stiel als »Charakterkopf« beschriebene Exzentriker verzückte Fans, Trainer und Funktionäre in seiner langen Karriere, aber Effenberg polarisierte auch wie kein anderer und sorgte für zahlreiche Eskapaden. Sportlich war er fast immer unumstritten. Mit dem FC Bayern München gewann er die Champions League (2001) und drei Meistertitel (1999-2001), die Gladbacher führte er 1995 zum Pokalsieg.
Thomas Häßler, der am 22. August sein Abschiedsspiel in Köln gibt, schätzt Effenberg als »guten Strategen«, der »das Zeug zum Trainer oder Manager« besitze. Abwehr-Ass Patrik Andersson rät seinem Ex- Kollegen jedoch von dem Schleudersitz-Geschäft ab: »Ich würde das Leben als Rentner genießen.«

Artikel vom 25.07.2005