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Neues Heim für Fürst vom Glauberg

Funde aus der keltischen Kultur jetzt im Landesmuseum Darmstadt

Darmstadt (dpa). Die archäologisch bedeutenden Keltenfunde aus dem mittelhessischen Glauberg werden künftig im Landesmuseum Darmstadt präsentiert. Gestern trafen die vier Figuren frühkeltischer Fürsten sowie die Beigaben aus zwei Gräbern in Darmstadt ein.
Der Kustos der archäologischen Sammlung, Bernhard Pinsker, sagte, die Stücke sollten möglichst von Ende August an den Museumsbesuchern gezeigt werden. Die frühkeltischen Gräber aus dem 5. Jahrhundert vor Christus waren zwischen 1994 und 1996 in der Wetterau ausgegraben worden. Als archäologische Sensation galt dabei eine Sandsteinfigur, die 1996 am Rande des 50 Meter großen kreisrunden Grabhügels entdeckt wurde. Die vollplastische Statue ist bis auf die Füße vollständig erhalten. Sie gilt als das bisher detailreichste Abbild eines Kelten-Fürsten. Der »Fürst vom Glauberg« ist 1,86 Meter hoch und wiegt 230 Kilogramm. Die Figur ziert eine auffällige Blattkrone, die riesigen Ohren ähnelt.
Später wurden drei weitere fast identische Figuren ausgegraben, die allerdings nur in Fragmenten erhalten sind. Diese sollen genau wie der Fürst auf einer 230 Quadratmeter großen Fläche im Darmstädter Museum mit den Grabbeigaben präsentiert werden, zu denen unter anderem eine bronzene Schnabelkanne und eine prachtvolle goldene Halskette gehören. Insgesamt handelt es sich um etwa 100 Exponate.
Die ersten Zeugnisse für eine keltische Kultur stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., verschwunden sind die Kelten um Christi Geburt. Die Zeit wird eingeteilt in eine frühkeltische Phase (8. bis 5. Jahrhundert) und in eine späte Epoche (5. bis 1. Jahrhundert). Das Kernsiedlungsgebiet befand sich in Süddeutschland und in Ostfrankreich. Die Kelten lebten in Stämmen - zunächst in offenen Siedlungen, später in befestigten Fürstensitzen. Eine Siedlung war der Glauberg bei Frankfurt. Ihren Reichtum bezogen die Kelten vermutlich aus dem Salzabbau, wie er unter anderem im heutigen Bad Nauheim betrieben wurde.
In Wanderbewegungen und als Eroberer breiteten sich keltische Stämme in ganz Europa aus. Im 4. Jahrhundert v. Chr. eroberte ein Keltenfürst Rom. Als Römer und Germanen über die Kelten siegten, zogen diese sich auf die britischen Inseln zurück. Dort wurden später Reste der Kultur aufgezeichnet - lange nach ihrem Aussterben. Viel weiß man jedoch nicht. Ihr politisches System ist ebenso unbekannt wie Religion, Sprache und Schrift.

Artikel vom 21.07.2005