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Drehbuch für Kindesmisshandlung

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 45-jährigen Sexualstraftäter

Recklinghausen (WB). Nur durch einen Zufall sind Polizei und Staatsanwaltschaft auf einen wegen Pädophilie einschlägig vorbestraften 45-Jährigen aufmerksam geworden, der im Verdacht steht, neue Kindesmisshandlungen detailliert geplant und unmittelbar vor der Ausführung seiner Pläne gestanden zu haben.

Der 45-jährige Roland G. hatte seit 1985 wegen Pädophilie in der Forensischen Klinik Lippstadt-Eickelborn eingesessen, war aber trotz dringender Warnungen der Klinikärzte im November 2004 entlassen worden. Die zuständige Strafvollstreckungkammer hatte dabei dem Gutachten eines Berliner Psychiaters vertraut.
Roland G. zog nach seiner Entlassung nach Recklinghausen. Bei einer Fahrt mit der S-Bahn ließ er vermutlich versehentlich seine Tasche stehen, die später gefunden wurde. Der Inhalt ließ die Ermittlungsbehörden aufhorchen: Sie fanden ein 44-seitiges handschriftliches Manuskript, in dem detailliert geschildert wird, wie Kinder entführt und auf brutalste Art und Weise missbraucht werden.
Bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung stießen Polizei und Staatsanwaltschaft zudem auf einen Rucksack, in dem sich Kordel, Klebeband, Schere und Kinderspielzeug befanden. Daraufhin wurde Haftbefehl gegen den 45-Jährigen erlassen, der im juristischen Sinne als Bewährungsversager gilt.
Bei weiteren Ermittlungen im Wohn- und Lebensumfeld stellte sich heraus, dass sich G. offensichtlich mehrfach in auffälliger Weise kleinen Kindern genähert, sie auf seinen Schoß genommen und geküsst hatte. Während die Staatsanwaltschaft das Manuskript als Drehbuch für neue Straftaten betrachtet, nennt G.s Rechtsanwalt Carsten Ernst aus Bielefeld die Phantasien seines Mandanten »bloßes Kopfkino«.

Artikel vom 22.07.2005