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Sozialarbeiterin Renate Dyck führt bei ihren Wanderungen durch die Landschaft im Bereich Kirchdornberg.

Gegen Angst
und den Stress
»anwandern«

Renate Dyck führt durch Feld und Flur

Von Elke Wemhöner (Text und Foto)
Dornberg (WB). Berühmte Dichter und Philosophen schätzten das Wandern in der Natur, um ihre Gedanken zu ordnen. Auch Renate Dyck weiß um die positive Wirkung von Wanderungen, wenn es um Stressabbau und Bewältigung von Angst geht. Die Landschaft im Bereich Kirchdornberg/Isingdorf ist das bevorzugte Terrain der Sozialarbeiterin mit der Zusatzqualifikation in Freizeit- und Tourismusmanagement, die »Genuss-Wandern« anbietet.

Renate Dyck hat vor Jahren das Wandern als Entspannung vom Alltag für sich entdeckt. Nach einem anstrengenden Arbeitstag - sie betreute geistig behinderte Menschen - war diese Form von Bewegung für sie der ideale Ausgleich. »Im Gegensatz zum Radfahren muss man sich weniger auf den Weg und auf Entgegenkommende konzentrieren«, erklärt sie. Und bei längeren Wanderungen werden - wie beim Joggen - sogar Morphine im Körper ausgeschüttet. Sie senken die Schmerzempfindlichkeit und heben die Stimmung.
Nachdem sich die Wahl-Bielefelderin näher mit der vielfältigen Wirkung des Fortbewegens zu Fuß befasst hatte, entschloss sie sich, Themen-Wanderungen und Kurse im Rahmen von Bildungswerken anzubieten. »Ich gucke noch, welche Nischen ich besetzen kann.« Als Erfolg erwiesen sich bislang zwei- bis dreistündige Veranstaltungen unter dem Motto »Glühwürmchen Touren« (inklusive kostenlosem Glühwürmchenballett) und die Nachtwanderungen für Frauen.
Mit denen möchte Renate Dyck den Teilnehmerinnen die Angst vor dem Dunkel nehmen. Gut geführt - Ausgangspunkt ist häufig der Tierpark Olderdissen - verlieren die Teilnehmerinnen in der Obhut von Renate Dyck das »Gruselgefühl«. Bislang war noch jede verblüfft darüber, wie viel das Auge nach Gewöhnung an die Dunkelheit sieht und wie die Umrisse Gestalt annehmen. Mit sinkender Angst wächst die Bereitschaft, Geräusche und Gerüche wahrzunehmen.
Renate Dyck geht noch weiter: bei bestimmten psychischen Krankheiten oder Patienten mit Gewalterfahrung kann das Wandern eine gute Ergänzung zur Therapie sein. Dabei geht es nicht nur um das Erleben auf Gefühlsebene, sondern auch um Vorschläge zum Verhalten. »Wie schütze ich mich, wie verhalte ich mich - dazu gibt es viele Tips.« Die Fachfrau geht sogar - inhaltlich - noch weiter: »Wenn es mir nicht gut geht, gehe ich unter Umständen gar nicht 'raus.«
Manch einer hilft es auch, wenn sie unter Anleitung trainieren kann, sich zu orientieren und selbst im nicht so bekannten Terrain Punkte zu finden, die ihr weiter helfen. »Als Stadtmenschen haben wir es verlernt, uns im Gelände zurecht zu finden«, meint Renate Dyck. Sie hilft dabei, den persönlichen Radius Stück für Stück zu erweitern
Nach ihrer Ansicht muss die wichtigste Leitlinie lauten: »Was tut mir gut?«. Warum Natur den Menschen gut tut, haben Psychologen bereits erforscht. Gerade die Mittelgebirge mit ihren sanften Hügeln, dem Wechsel zwischen Wald und offener Landschaft sind ein ideales Terrain. Ohne Extreme wie beispielsweise im Hochgebirge kann der Wanderer die Umgebung entspannt und seiner Kondition angepasst begehen. Und was braucht der Wanderer als Ausstattung? »Feste Schuhe mit rutschfester Sohle, praktische Kleidung und etwas zu trinken«, zählt Renate Dyck auf. Darauf legt sie auch Wert, wenn sie mit Gruppen (bevorzugt zehn bis zwölf Teilnehmer bei Themenwanderungen; maximal 30 bei leichten Touren) losgeht.
Wer mit Renate Dyck wandern möchte, findet ihre Kurse bei der VHS Bielefeld oder beim BellZett. Wer direkt Kontakt aufnehmen möchte: Tel. 522 99 88 oder E-Mail r.dyck@web.de.

Artikel vom 26.07.2005