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Dragusha träumt von der WM

Fußball-Zweitligist SC Paderborn: der neunte »Neue« und sein großes Ziel

Von Matthias Reichstein
Höckendorf (WB). WM 2006 in Deutschland und der SC Paderborn 07 ist dabei? Wenn die Träume von Mehmet Dragusha noch wahr werden, steht der neunte Neue des Zweitliga-Aufsteigers beim größten Fußball-Fest der Welt auf dem Platz: »Das ist mein großes Ziel, gerade deshalb bin ich auch nach Paderborn gekommen.«

So paradox das klingt: Der kleine Zweitliga-Neuling aus Ostwestfalen könnte für den albanischen Nationalspieler (18 Einsätze, ein Tor) die Eintrittskarte zur Weltmeisterschaft werden. Denn Auswahltrainer Hans-Peter Briegel hatte dem 27-Jährigen nach Ende der vergangenen Saison unmissverständlich klar gemacht: »Such dir einen Verein, bei dem du auch spielst. Sonst ist es mit der Nationalmannschaft vorbei.«
Dragusha gehorchte und wurde in Paderborn fündig. Dort spielt mit Miodrag Latinovic bereits ein ehemaliger Teamgefährte aus Trierer Zeiten und der leistete scheinbar ganze Arbeit. »Hier ist viel in Bewegung. Der Stadionbau und die Chance, bei einem Neuanfang dabei zu sein, haben mich letztendlich überzeugt«, ist der 27-Jährige von dem Zweitliga-Underdog jetzt schon angetan.
Den Kontakt hatte Paderborns Trainer Jos Luhukay über seinen ehemaligen Kölner Chefcoach Friedhelm Funkel geknüpft. Funkel, der die Frankfurter Eintracht im Mai in die erste Liga führte, hatte den zweimal verletzten Dragusha schon im Aufstiegsjahr (nur neun Einsätze) nicht mehr auf der Rechnung und gab den zehnfachen Nationalspieler, der noch bis 2006 bei den Hessen unter Vertrag stand, vorzeitig und ohne eine Ablösesumme frei. In Paderborn will der technisch starke Außenstürmer bis mindestens 2008 bleiben. Voraussetzung ist allerdings, dass der SCP Zweitligist bleibt.
Der erst am Wochenende perfekt gemachte Transfer von der Metropole Frankfurt ins beschauliche Paderborn hat sich übrigens schon bis nach Tirana herumgesprochen. Bereits gestern g bekam der SCP Post vom albanischen Fußballverband. Der Inhalt überrascht nicht: Briegel lädt den Linksaußen am 17. August zum Test-Länderspiel gegen Aserbaidschan ein.
Bis dahin hat der SC Paderborn bereits die ersten 180 Zweitligaminuten hinter sich. Die Partien in Unterhaching und daheim gegen Saarbrücken stehen an. »In der zweiten Liga beginnen die Spiele schon fünf Minuten vor dem Anpfiff. Das Tempo ist sehr hoch, die Agressivität sehr groß. Da musst du immer wach und hochkonzentriert sein, sonst gibt es Probleme«, warnt der neue linke Flankengeber seine Teamkollegen schon einmal vor.
Neuer Verein, alte Liga, gleiche Nummer: Wie in Frankfurt trägt Dragusha auch beim SC Paderborn 07 das Trikot mit der 19. »Das hat aber nichts zu bedeuten, die war nur noch frei.« Viel Glück hat sie ihm in der vergangenen Saison nicht gebracht, eine ganze Menge brauchen Dragusha und der SCP aber in den kommenden Monaten: Paderborn im Kampf um den Klassenerhalt, der Linksfuß auf dem Weg zur Weltmeisterschaft. »Beides wird schwer, beides ist möglich. Aber ehrlich gesagt, Paderborns Chancen sind besser«, meint Dragusha.
Da gibt's keinen Widerspruch. Albanien muss die letzten drei WM-Qualifikationsspiele allesamt gewinnen, der SCP hat dagegen noch 34 Punktspielchancen, um am 14. Mai 2006 die erste Zweitligasaison nach mehr als 20 Jahren mit dem erreichten Klassenziel abzuschließen.

Artikel vom 20.07.2005