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Er spielt ihn nicht, er
ist der »Hotzenplotz«

Armin Rohde als Räuber in der neuen Verfilmung

Von Wolfgang Jung
Prag (dpa). Als Schauspieler verkörperte Armin Rohde in »Kleine Haie« einen Proleten, in »Der bewegte Mann« einen Fleischer und in »Das Leben ist eine Baustelle« einen Wachmann. Für diese Rollen ist der Bochumer oft gelobt worden. Nun ist er der »Hotzenplotz«.
Otfried Preußler ist der Autor des Kinderbuches, das jetzt wieder verfilmt wird.Foto: teutopress

Wer dem 55-Jährigen in den vergangenen Wochen jedoch bei Dreharbeiten in Prag zusah, könnte glauben, Rohde habe bisher bloß für eine Figur geübt: für den legendären Räuber Hotzenplotz, dessen Abenteuer die Constantin Film nach den Büchern von Otfried Preußler derzeit verfilmt. »Armin Rohde spielt nicht Hotzenplotz, er ist Hotzenplotz«, sagt auch die Tochter des Autors, Susanne Preußler-Bitsch, begeistert.
In einer Fabrik im Prager Stadtteil Vysocany baute früher die »Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik« von Emil Kolben (1862-1943) Lokomotiven. Danach stand der Großteil des weitläufigen Geländes leer. Jetzt zog ein paar Wochen lang Ofenrauch durch die Hallen, und eine dröhnende Stimme flutete den Raum: Hotzenplotz alias Rohde kochte in seiner »Höhle« Suppe und sang sein »Räuber-Lied«. Täuschend echt hatten tschechische Kulissenbauer eine Märchenlandschaft mit Burg, Teich und Zufluchten in die Industrieruine gesetzt.
»Das ist die körperlich anstrengendste Rolle, die ich je hatte«, stöhnt Rohde, rückt seine Weste aus grober Jute zurecht und zieht sich den Saum einer überdimensionale Filzhose über den Bauch. Seine Füße stecken in schweren Schuhen, Pflaster bedecken die gescheuerten Fersen. »Der Charakter des Hotzenplotz ist anspruchsvoll wie Richard III., aber wenn du einmal in der Geschichte drin bist, denkst du, du fliegst«, schwärmt der gebürtige Gladbecker und kratzt sich am Räuber-Bart.
1962 hatte der in Reichenberg, dem heutigen Liberec (Nordböhmen), geborene Otfried Preußler das erste Hotzenplotz-Buch veröffentlicht. Darin stiehlt der Räuber der Großmutter (im Film: Christiane Hörbiger) ihre geliebte Kaffeemühle und wird daraufhin von Kasperl (Martin Stührk), Seppel (Manuel Steitz) und Wachtmeister Dimpfelmoser (Piet Klocke) verfolgt. Bis alles gut ausgeht, müssen auch Hellseherin Schlotterbeck (Katharina Thalbach), Zauberer Zwackelmann (Rufus Beck) und Fee Amaryllis (Barbara Schöneberger) turbulente Abenteuer überstehen.
Bereits 1973 war der Stoff mit Gert Fröbe in der Hauptrolle erfolgreich umgesetzt worden. Für die jetzige Verfilmung kommt die Musik von Nicola Piovani, Regie führt der erfahrene Gernot Roll (»Speer und Er«). Ostern 2006 soll der Film in die Kinos kommen. Die Hallen in Prag bleiben wohl nicht lange leer: Zumindest ein Teil des nächsten James-Bond-Films »Casino Royale« soll von November an an der Moldau gedreht.
»Vielleicht erinnert sich ja jemand von der Produktionsgesellschaft, dass es einmal diesen Deutschen namens Fröbe gab, der sowohl den Hotzenplotz als auch den Bond-Gegner Goldfinger klasse gespielt hat«, meint Rohde. Keck schiebt er den Räuberhut in den Nacken. »Die eine Rolle habe ich ja nun bald hinter mir«, sagt er und grinst: »Also, meinerseits wäre ich bereit für 007.«

Artikel vom 21.07.2005