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Wirbel um Klinik-Räumung

NRW-Gesundheitsminister fordert Bericht über Blitz-Schließung an

Von Ernst-Wilhelm Pape
und Alexander Gionis
Rheda-Wiedenbrück (WB). Die blitzartige Räumung des Evangelischen Krankenhauses Rheda (Kreis Gütersloh) hat möglicherweise juristische Konsequenzen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat gestern eine Untersuchung der Vorfälle vom 30. Juni angeordnet.
Will Klarheit: Minister Karl-Josef Laumann.

Der Krankenhausträger »Evangelische Stiftung Rheda« hatte die Klinik bei laufendem Betrieb geschlossen und die stationär behandelten 50 Patienten entlassen beziehungsweise in umliegende Krankenhäuser verlegt. Auch frischoperierte Kranke waren transportiert worden. Begründung der Blitzaktion: Die Krankenkassen wollten vom 1. Juli an keine Behandlung mehr bezahlen.
Minister Laumann hat die Bezirksregierung Detmold angewiesen, kurzfristig die Umstände dieser bundesweit bisher einmaligen Räumung der Klinik aufzuklären. Insbesondere soll ermittelt werden, ob die Maßnahme in allen Fällen medizinisch gerechtfertigt war.
Im günstigsten Fall könne es sich um eine ungerechtfertigte Situation handeln, bei der aber niemand zu Schaden gekommen sei, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Im schlimmsten Fall müsse mit einem Strafverfahren gerechnet werden.
Nach Meinung der AOK Westfalen-Lippe gab es keine medizinischen Gründe für eine Verlegung der Kranken. Die Kassen hätten jede angefangene Behandlung bis zu ihrem Ende auch über den 1. Juli hinaus gezahlt, sagte AOK-Sprecher Karl-Josef Steden.
Nach der Schließung hatten Kassen und Krankenhaus die Verhandlungen wieder aufgenommen. Fest steht seit gestern, dass Rheda als Außenstelle des Städtischen Klinikums Gütersloh seinen Betrieb wieder aufnehmen kann. Verwaltungsleiter Harald Geier (56) geht davon aus, dass die Ambulanz Ende der Woche wieder öffnet. Die von 54 auf 40 Betten reduzierte Chirurgie soll Montag wieder in Betrieb gehen.
Geschlossen werden, wie geplant, die Abteilungen Gynäkologie und Urologie. Dies hatte zur Kündigung von 60 Mitarbeitern geführt. Es wurde ein Sozialplan aufgestellt. Mit der Gütersloher Übernahme des Rhedaer Krankenhauses kann die Stiftung jetzt ihren Insolvenzantrag zurückziehen und somit das Altenheim in Rheda (120 Bewohner) weiterführen. 70 bis 80 Mitarbeiter sollen weiterhin im Krankenhaus beschäftigt werden. Neben dem Erhalt der Chirurgie sollen mittelfristig auch die plastische Chirurgie (20 Betten) und möglicherweise auch die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (zehn Betten) von Gütersloh nach Rheda verlagert werden. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 20.07.2005