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Inspirationen durch das weibliche Geschlecht

Dokumentation über den Komponisten Richard Wagner und die Frauen heute in der ARD

ARD, 23.00 Uhr: Als Richard Wagner 1883 in Venedig einem Herzinfarkt erliegt, findet sich auf seinem Schreibtisch ein Manuskript: »Über das Weibliche im Menschlichen«.

Die letzten niedergeschriebenen Worte lauten: »Liebe, Tragik«. Besser hätte Wagner kaum sein Verhältnis zu seinen Frauen zusammenfassen können. Wie die wichtigsten Frauen im Leben des Komponisten Einfluss auf Wagners Schaffen nahmen, versucht der Film »Richard Wagner und die Frauen« zu erklären.
Mit einer Mischung aus dokumentarischen Aufnahmen an Originalschauplätzen und opulenten Inszenierungen von Schlüsselmomenten begleitet der 45 Minuten lange Film chronologisch das Leben Wagners - eine Geschichte um Liebe und Hingebung, aber auch Macht und Dominanz. Minna Planer, seine erste große Liebe, bleibt bis zu ihrem Tod unglücklich an seiner Seite. Denn Wagner hat Seitensprünge und verliebt sich schließlich in die schöne Mathilde Wesendonck, die Frau eines reichen Mäzens - in dieser Zeit komponiert Wagner die Oper »Tristan und Isolde«. Immer noch wird darüber gestritten, ob Wesendonck nur Affäre oder doch Muse und Inspiration für Wagner war.
In einer spannungsgeladenen Szene tritt die dritte wichtige Frau in Wagners Leben - Cosima von Bülow-Liszt. Sie wird seinen Tod erleben und damit zur machtbewussten Alleinverwalterin seines musikalischen Erbes. Später begründet sie die Institution der Wagner-Festspiele in Bayreuth. Zwiespältig ist hingegen die Rolle der vierten porträtierten Frau, Winifred Wagner, Ehefrau von Richard Wagners Sohn Siegfried. Sie führt die Festspiele weiter, ist mit Hitler befreundet und wird sich bis zu ihrem Tod 1980 nicht klar von den Nazis distanzieren.
Ein gut ausgewähltes Expertenteam, zu dem auch die mögliche künftige Festspielleiterin Katharina Wagner gehört, kommentiert die Biografie des Komponisten und der Frauen mit Fachkenntnis, aber auch interessanten Widersprüchen in der Interpretation. Immer wieder wird klar, dass das weibliche Geschlecht für Wagner die zentrale Inspirationsquelle war - er aber nie sein »Weib der Zukunft«, seine Traumfrau, fand.

Artikel vom 20.07.2005