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Zehntausende Abzugsgegner
wollen in den Gazastreifen

Israelische Polizei in höchster Alarmbereitschaft - Gewalt angedroht

Ramallah/Jerusalem (dpa). Die israelische Regierung hat die Polizei gestern wegen des Protestmarsches zehntausender Abzugsgegner in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Verteidigungsminister Schaul Mofas wies zudem die Armee an, Demonstranten vor einem Übergang zum Gazastreifen aufzuhalten. Zehntausende Abzugsgegner verschanzten sich in der Ortschaft Kfar Maimon in der Negev-Wüste. Israelische Soldaten töteten unterdessen im nördlichen Westjordanland zwei Mitglieder des militärischen Fatah-Flügels der Al-Aksa-Brigaden. Die Organisation kündigte daraufhin Vergeltungsanschläge in Israel an.
Bei neuen Zusammenstößen zwischen palästinensischen Polizisten und Mitgliedern der radikal-islamischen Hamas-Bewegung wurden im Gazastreifen mehrere Menschen verletzt.
Die israelische Polizei kündigte gestern an, sie werde den Marsch der Abzugsgegner nach Gusch Katif im südlichen Gazastreifen mit allen Mitteln verhindern. Auch Soldaten waren zu Unterstützung der Polizei im Einsatz.
Am Montag hatte die Polizei den geplanten Protestmarsch zunächst blockiert. Nach Verhandlungen durften die Demonstranten in Kfar Maimon die Nacht verbringen. Bei Zusammenstößen beider Seiten wurden gestern sieben Abzugsgegner festgenommen. Die Polizei hatte auch Wasserwerfer aufgefahren, um die Abzugsgegner notfalls auch mit Gewalt an ihrem weiteren Vordringen in den Gazastreifen zu hindern.
Die Kundgebungen richten sich gegen die Räumung von insgesamt 25 Siedlungen im Gazastreifen und dem nördlichen Westjordanland, die am 17. August beginnen soll. Die Polizei hatte die Protestaktion untersagt, weil die Einreise von Israelis in den Gazastreifen einen Monat vor dem Abzug bereits verboten ist.
Die Demonstranten wollen die etwa 8000 Siedler nicht nur im Kampf gegen die Räumung unterstützen. Es wurde auch dazu aufgerufen, Lager der Armee verwüsten.
In der Nähe von Dschenin im nördlichen Westjordanland töteten israelische Soldaten gestern zwei militante Palästinenser. Eine Armeesprecherin teilte mit, die Männer hätten während einer Razzia der Armee das Feuer auf Soldaten eröffnet und seien dann erschossen worden.
Bei neuen Zusammenstößen zwischen der palästinensischen Polizei und radikal-islamischen Hamas-Mitgliedern wurden gestern im Gazastreifen sieben Menschen verletzt, darunter ein Polizeioffizier. Die Sicherheitskräfte waren in den frühen Morgenstunden in das Flüchtlingslager Dschebalia nördlich der Stadt Gaza eingerückt, um militante Palästinenser daran zu hindern, die israelische Stadt Sderot erneut mit Raketen zu beschießen. Dabei kam es zu Schusswechseln.
Die Palästinensische Autonomiebehörde bemüht sich, die brüchige Waffenruhe mit Israel zu stärken. Seit Ende vergangener Woche sind bei Zusammenstößen zwischen Extremisten und der Polizei drei Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden.
Die Demonstranten spüren aber auch den Gegenwind aus der eigenen Gesellschaft. In Umfragen gibt es noch immer eine Mehrheit für den Abzug aus dem Gazastreifen, wo etwa 8000 Siedler inmitten von 1,4 Millionen dicht gedrängt lebenden Palästinenser wohnen. Allerdings ist die Zustimmung zuletzt geschrumpft.

Artikel vom 20.07.2005