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Merkel in Paris

Sorgen zerstreut


Die deutsche Führungselite hat Bundeskanzler Gerhard Schröder schon abgeschrieben, wie gestern eine Allensbach-Umfrage deutlich gemacht hat. Doch auch jenseits des Rheins scheint man sich allmählich darauf einzustellen, dass das Kanzleramt demnächst von einer Frau geleitet wird.
Dieser Eindruck drängte sich jedenfalls gestern bei dem Besuch von Angela Merkels in Paris auf. Staatspräsident Jacques Chirac, der in den vergangenen Jahren Wert auf seine Männerfreundschaft mit Schröder gelegt hat, war äußerst bemüht um seinen Gast aus Berlin - ja, die Kanzlerkandidatin wurde fast wie ein Staatsgast empfangen.
Verständlich, denn Chirac sorgt sich um Frankreichs künftige Position in Europa, fürchtet um die Stellung als Motor in der Gemeinschaft. Mit Schröder hat die Achse Berlin-Paris funktioniert - zum Nachteil der Beziehungen zu London und Washington. Das dürfte unter Angela Merkel mit Sicherheit anders werden, das weiß auch Chirac. Die Freundschaft mit Frankreich wird sie aber dennoch nicht vernachlässigen.
Da konnte sie gestern ihre Gastgeber an der Seine beruhigen. Merkel also ganz staatsmännisch. Ihren ersten außenpolitischen Test hat sie bestanden. Dirk Schröder

Artikel vom 20.07.2005