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Als »Groundhopper« schon
380 Fußball-Stadien gesehen

Arminias Fan Daniel Schallenberg frönt einem ungewöhnlichen Hobby

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). In den Fan-Kreisen wird er nur der »SPENGER« genannt. Unübersehbar ist seine große Zaunfahne mit dem Aufdruck »Spenger« und dem Emblem des DSC Arminia, die er vor der Partie an der Umzäunung in den Stadien oder auf den Sportplätzen befestigt. »Seit fünf Jahren habe ich kein Pflichtspiel der Profis versäumt«, verweist Daniel Schallenberg auf seine Vereinstreue.

Infiziert mit dem Bazillus Ar-minia wurde der heute 20-Jährige aus Spenge im zarten Alter von zwei Jahren. »Damals hat mich mein Vater zum ersten Mal mit auf die Alm genommen«, erzählt Daniel Schallenberg nicht ohne Stolz. Seit fünf Jahren ist er nun selbst im Besitz einer Dauerkarte und Mitglied im Fanclub »Boys Bielefeld«. Allein in der vergangenen Saison hat Daniel 154 Spiele seines Klubs gesehen. Amateure, A- und B-Junioren sowie Damenmannschaft inbegriffen.
Wie zuvor schon im Wintertrainingslager im andalusischen Ciclana de la Frontera tauchte der »Spenger« jetzt auch im österrischen Walchsee auf. Natürlich befestigte er sofort seine ca. vier Meter lange Zaunfahne unübersehbar auf dem Trainingsgelände. Bei den vier Testspielen der Arminen fehlte er ebenfalls nicht.
Fußball ist sein großes Hobby, wobei ihn eigentlich nur wirklich die Partien des DSC Arminia interessieren. Dennoch hat er in den letzten fünf Jahren 380 Stadien und Sportanlagen gesehen. Daniel Schallenberg zählt zu den so genannten »Groundhoppern«. Von diesen »Spezies« gibt es in Deutschland rund 1 000. »Unser Ziel ist es, weltweit möglichst viele Fußballpätze kennenzulernen«, erklärt der junge Mann. So nutzte er seinen Trip nach Österreich, um neben den vier DSC-Testspielen sechs weitere Fußballspiele und Stadien zu besuchen. Selbst das ferne Lichtenstein war ihm nicht zu weit. Dort sah er das UEFA-Cup-Spiel zwischen FC Vaduz und Dacia Chisinau aus Moldawien. Spät Abends kehrte er mit Bahn und Bus nach Walchsee zurück.
Bei den Partien der Deutschen Nationalmannschaft im Confet-Cup war die Fahne des »Spengers« ebenso wenig zu übersehen wie zuvor in den Freundschaftsspielen des Klinsmann-Teams im slowenischen Celje und im österreichischen Wien. Er habe inzwischen als »Groundhopper« 20 Länder gesehen und dafür die entsprechenden Punkte gesammelt, versichert er und grinst: »Länderpunkte stehen in unserer Branche ganz hoch im Kurs.«
Seine weiteste Reise führte ihn im vergangenen Jahr nach Teheran. Dort sah er den Auftritt des deutschen Nationalteams gegen den Iran. Mit ein paar Freunden hatte Daniel Schallenberg die Reise selbst gebucht und organisiert. Dass er im Land der »verschleierten Frauen« rein zufällig auch noch den Ex-Arminen Karim Bagheri traf, machte sein »Grounhopper-Glück« perfekt.
Für sein zeitintensives Hobby spart der »Spenger« jeden Cent. »Andere in meinem Alter gehen in die Disco oder Kneipe. Ich lebe eben sehr sparsam und gebe mein Geld nur für die Fußballfahrten und die Tickets aus. Nach bestandenem Abitur beginnt Daniel ab August eine Ausbildung zum Industriekaufmann. »Da wird die Zeit wohl knapper, aber Arminias Heim- und Auswärtsspiele lasse ich mir bestimmt nicht entgehen«, sagt der fußballerische Weltenbummler. Bei der Abreise in Walchsee hatte er es plötzlich sehr eilig. Mit Blick auf die Uhr: »Nachmittags spielen unsere Amateure in Melle. Wenn ich mich spute, schaffe ich das noch.«

Artikel vom 20.07.2005