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Die mit dem Trick spielen
Umweltschützer machen klar, wie es auf der Insel Madagaskar aussiehtEin Zeichentrickfilm im Kino ist nun mal ein unterhaltsames Abenteuer. Doch manchmal steckt auch Wahrheit dahinter. Umweltschützer nehmen den Film »Madagascar« zum Anlass, auf die Probleme hinzuweisen.
»Madagascar« in den deutschen Kinos: Der eitle Löwe Alex und sein bester Freund, das Zebra Marty, landen zusammen mit Giraffe Melman und Nilpferd Gloria unfreiwillig auf der Insel im Süden Afrikas.
Im tiefen Dschungel treffen die vier Freunde, die eigentlich im New Yorker Zoo leben, auf Lemuren und andere Ureinwohner Madagaskars und werden mit der harten Wirklichkeit des Insellebens konfrontiert. Der World Wide Fund for Nature (WWF) ist seit 1963 in verschiedenen Naturschutzprojekten auf Madagaskar aktiv und hat nun für die Kinobesucher umfangreiche Informationen über die »Insel, auf der der Pfeffer wächst« zusammengestellt (Internet: www.wwf.de/madagaskar).
Die Umweltschützer machen darauf aufmerksam, dass die reale Situation auf Madagaskar ganz anders aussieht als auf der Kinoleinwand. Von den einst undurchdringlichen Wäldern ist nicht allzu viel übrig geblieben.
Seit die Menschen Madagaskar vor etwa 2000 Jahren besiedelten, ist die Natur auf dem Rückzug: 90 Prozent des Waldes fielen Äckern und Weiden bis heute zum Opfer. »Der Film ist kein flammendes Plädoyer für den Naturschutz, aber er macht neugierig, mehr zu erfahren«, sagt Antje Fischer, Afrika-Expertin des WWF Deutschland. »Flaschenförmige Bäume, Halbaffen, Fossas und andere seltsame Spielarten der Evolution bevölkern nicht nur die Leinwand, sondern es gibt sie tatsächlich auf Madagaskar.« Die Insel sei eine einzigartige »Schatzkammer des Lebens« und ein zoologisches Raritätenkabinett. Etwa 80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten gebe es nirgendwo sonst auf der Welt.
Das Dschungelmärchen vom Sushi essenden Löwen mit knurrendem Magen wirft Fragen auf, die Naturschützer übrigens auch in der Realität beschäftigen: Die Literatur über die Auswilderung von in Gefangenschaft geborenen Tieren füllt mittlerweile Regalwände. Und einwandernde, sogenannte invasive Arten, also standortfremde Tiere und Pflanzen, bringen das ökologische Gleichgewicht vielerorts durcheinander. Sie können im ungünstigsten Fall sogar zum Aussterben einheimischer Arten beitragen.
Ganz so schlimm kommt es im Film »Madagascar« aber nicht. Der Filmspaß soll kein Lehrfilm für den Schulunterricht sein, sondern ein Unterhaltungsmovie. Gut für die Insel Madagaskar: »Vielleicht kann gerade eine Fabel aus der Traumfabrik Kino dazu beitragen, dass es durch mehr öffentliches Bewusstsein und Interesse für die viertgrößte Insel der Welt und ihre Naturschätze doch noch ein Happy End gibt«, hofft WWF-Frau Antje Fischer.

Artikel vom 13.08.2005