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Menschen in
unserer Stadt
Catherine Sprute
Französischlehrerin bei Berlitz

»Meine Heimatstadt Paris zu verlassen war keine einfache Entscheidung«, sagt Catherine Sprute heute. 33 Jahre sind seither vergangen. Bereut habe sie ihren Entschluss jedoch nicht, betont die 59-Jährige, die ihrem Mann aus Liebe nach Deutschland folgte.
Kennengelernt hatten sie sich auf einem internationalen Studentencamp in Südfrankreich. Ihr Mann »entführte« sie aus der Stadt der Liebe zunächst nach Göttingen. »Damals war das für mich der Norden«, gibt die Französin zu. Während er sein Studium abschloss, begann sie in einer Boutique zu arbeiten und konnte auf diese Weise nicht nur ihre Deutschkenntnisse verbessern, sondern durch regelmäßige Besuche auf der Pariser »Prête-à-porter« auch ihre Heimat wieder-sehen.
1975 zogen sie und ihr Mann nach Bielefeld. Die ausgebildete Grundschullehrerin versuchte, wieder in ihrem Beruf arbeiten. »Da ich aber kein deutsches Studium hatte, konnte ich an einer staatlichen Schule nicht arbeiten,« erklärt sie. Die Anstellung an der privaten Berlitz-School kam daher für sie wie gerufen. Seit 25 Jahren unterrichtet sie nun schon Erwachsene in Wirtschafts- und Handelsfranzösisch. Und stets ist die Jubilarin mit Spaß dabei: »Ich bin gerne mit Menschen in Kontakt und genieße die internationale Atmosphäre an unserer Schule.«
Nicht immer war es jedoch so reibungslos: »Anfangs war Deutschland nicht gerade mein Traumland. Aber es hat sich viel verändert. Die Menschen sind offener und neugieriger gegenüber anderen Kulturen geworden. Und sie haben gelernt zu genießen,« bemerkt Catherine Sprute.
Bielefeld hat sie unterdessen schätzen gelernt. »Man kann hier viel unternehmen, Kultur erleben oder Sport treiben. Die Wege sind einfach kürzer als in Paris.« Ein weiterer Unterschied: »Die Pariser sind so angestrengt davon, in Paris zu leben, dass sie die Schönheit ihrer Stadt gar nicht mehr wahrnehmen,« erklärt sie schmunzelnd.
Ihre französischen Wurzeln hat Catherine Sprute dennoch nie vergessen. Zwei Mal im Jahr besucht sie ihre Familie in Paris. Und für den Ruhestand könnte sie sich ein Leben mit ihrem Mann in der Provence sehr gut vorstellen.Caroline Carls

Artikel vom 19.07.2005