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Abdichten wie Deponie:
Burg benötigt Experten

»Sofortmaßnahmen« kosten rund 2,5 Millionen Euro


Bielefeld (bp). Niederschlagwasser dringt zwischen Hintermauer und Verschalung ein, im Winter gefriert das Wasser, dehnt sich aus, lässt Steine aus der Mauer zu Boden stürzen: Wie sehr die Sparrenburg bislang schon unter den Witterungseinflüssen und der mangelhaften baulichen Verbindung zwischen Schale und Hintermauer gelitten hat, das ließen sich Bielefelds SPD-Politiker von Bauamt-Architektin Silke Justen, Geschäftsbereichsleiter Hochbau Wilhelm Tucholski und Kurt Dietzschold, Werkleiter Immobilienservicebetrieb, zeigen. Georg Fortmeier, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, erinnerte daran, dass 1999 die Diskussion um die Sichtbeziehungen von und zur Burg begannen: »Damals wurde um jede Efeuranke gerungen, heute erfahren wir, wie sehr auch der Bewuchs das Mauerwerk sprengt.«
Geplant ist als erster Schritt zur Sanierung die Burgoberfläche - Innenhof und Grünfläche mit einer Entwässerungsdrainage zu durchziehen. Silke Justen beschrieb die Theorie: Das Areal müsste abgedichtet werden wie eine Deponie, das Wasser in eine Vorflut geleitet und dann gezielt abgeführt werden. In der Praxis allerdings lasse sich diese Theorie nicht so einfach umsetzen: »Wir suchen nach einem Experten, der so etwas schon in einer ähnlichen gebauten und gepflanzten Anlage realisiert hat.« Für eine »Sofortmaßnahme«, so Wilhelm Tucholski, würden 2,5 Millionen Euro benötigt, die gesamte Sanierung würde rund 7,5 Millionen Euro kosten.
Die ältesten Pläne, die im Bauamt vorliegen, stammen aus dem Jahr 1905. Weil ein Großteil des Geländes mit Bauschutt aufgefüllt worden sei, habe man an vier Stellen Bohrungen vorgenommen, um mehr über den Untergrund zu erfahren. Silke Justen: »In 15 Meter Tiefe sind wir auf Fels gestoßen, dazwischen sind aber auch Hohlräume, die sich immer wieder mit Wasser füllen.«
An der Südwestwand in Richtung Gadderbaum würden bereits Bindemittel ausgewaschen. Dort seien noch keine Steinschäden aufgetreten, man werde dort möglicherweise Öffnungen schaffen, wo Wasser gezielt abfließen könne. Beginn der ersten Arbeiten, so Wilhelm Tucholski: »Um den Jahreswechsel.« Obwohl ein Teil des Mauerwegs zur Stadtseite hin gesperrt beliebt, sei eines sicher: Die Burg kann genutzt werden wie immer - zum Beispiel beim Sparrenburgfest am letzten Juli-Wochenende.

Artikel vom 19.07.2005