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 Radprofi Jörg Ludewig  MeinTour-Tagebuch


Bonjour!
Warum hat mir das am Dienstag keiner gesagt? Gestern ließ das Feld die Ausreißergruppe mit 22 Minuten Vorsprung ins Ziel ziehen. Uns saß dagegen die Angst im Nacken. Da hätte ich lieber gewartet. Schluss mit den Gedankenspielchen. Ich hatte meinen Tag und bereue nichts!
In den Beinen hab ich gespürt, dass wir mit den langen, schweren Anstiegen ein sehr hartes Profil bewältigen mussten und ich im Ziel richtig platt war. Die Nacht war auch nicht sehr erholsam, weil mein Zimmerkollege schnarcht, als wolle er hier alle Wälder absägen.
Das Rennen war für mich gestern krass. Erst dachte ich, es geht noch. Mit der ersten Gruppe bin ich raus, mal antesten. Dann der Hügel. Ich war wie angeknockt! Leute, ich habe so den Anker geworfen und darum gebettelt, dass das Feld von hinten kommt und das Loch zufährt. Danke Rabobank, dass ihr mein Flehen erhört habt. Im Feld konnte ich mich etwas verstecken und mitrollen. Ein Fahrer wie ich braucht wohl einen Tag länger, um das zu verarbeiten.
Leid tut es mir für Andreas Klöden. Nachdem seine Kritiker ihn vor der Tour schon abgeschrieben hatten, hat er hier eine saubere Leistung gezeigt. Dann der Sturz. Da sieht man: Du fährst im Feld immer Risiko.

Artikel vom 21.07.2005