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Hempelmann will
fliegen wie Superman

Herforder Polizistin plant barfuß den Medaillencoup

Duisburg (WB). Muskelkater hat Svenja Hempelmann selten. Wenn, dann treten die Schmerzen aber an eher ungewöhnlichen Stellen auf.
»Unter den Füßen tut es nach harten Wettbewerben manchmal so weh, dass ich nicht mehr auftreten kann«, sagt die 25 Jahre alte Herforderin. Hempelmann ist deutsche Meisterin im Barfuß-Wasserski und nimmt die Schmerzen momentan wieder in Kauf, um bei den World Games in Duisburg eine Medaille zu gewinnen.
Einfach wird das nicht, denn beim Barfuß-Wasserski wird den Athleten, die von heute an auf der Duisburger Regattabahn starten, eine Menge abverlangt. Ein Slalom-Parcours gehört ebenso zum Programm wie Springen und Trickski. Über die Medaillenvergabe entscheidet das Gesamtergebnis. »Da geht es rasant zur Sache«, sagt Hempelmann, die das alles ohne herkömmliche Ski macht, sondern - vom Boot gezogen - auf nackten Füßen über das Wasser rauscht.
Mit dem »normalen« Wasserski habe sie nichts zu schaffen. »Zwei völlig unterschiedliche Disziplinen« seien das, so die Polizei- Kommissarin. »Beim Barfuß-Wasserski ist schon die Geschwindigkeit eine andere. Wenn wir nicht mindestens 65 Kilometer pro Stunde drauf haben, trägt uns das Wasser nicht.« Gestartet wird aus einer liegenden Position, mit zunehmendem Tempo gehen die Sportler in die Hocke und richten sich dann auf.
Die Königsdisziplin ist Trickski. Schnelle, freihändige Mehrfach-Drehungen mit dem Fuß in der Schlaufe gehören zum Standardprogramm. »Wer aufs Treppchen kommen will, sollte aber auch gewagte Saltos drauf haben«, betont die Weltranglisten-Fünfte, deren Spezialität aber die Sprünge über eine 40 Zentimeter hohe Schanze sind. »Die Besten der Welt springen wie Superman mit dem Kopf nach vorne und fliegen dann regelrecht über das Wasser«, schwärmt die Athletin. Ihre eigene Bestmarke liegt bei 12,7 Metern. Mit dieser Weite gewann sie bei der WM im Vorjahr in Australien die Bronze-Medaille.
Mit einem Podestplatz wäre Hempelmann, die vor vier Jahren bei den World Games Vierte wurde, auch dieses Mal zufrieden. »Das wird aber schwierig. Meine Hauptkonkurrentinnen kommen aus den USA, Australien und Südafrika. Die haben besseres Wetter und somit optimale Trainingsmöglichkeiten.« Sie spult ihr volles Trainingsprogramm fast nur im Sommer ab - auf der Weser. Die Übungsbedingungen seien für ihren Trendsport nicht überragend und ein Trainingslager im Ausland lasse ihr Job bei der Herforder Polizei nicht zu.
Doch mehr als eine gute Platzierung steht für die Sportlerin der olympische Gedanke im Vordergrund: »Dabei sein ist alles«, sagt Hempelmann. Mit einer Medaille um den Hals könnte sie den Muskelkater unter den Füßen allerdings viel besser ertragen.

Artikel vom 20.07.2005