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Der stürmische Gewinner

SC Paderborns Marcel Ndjeng: Treffer-Quote stimmt schon

Von Matthias Reichstein
Höckendorf (WB). In der Liste der Neuzugänge steht er ganz oben. Marcel Ndjeng war der erste Einkauf, den ZweitligaNeuling SC Paderborn 07 präsentierte und dieser scheint ein wahrer Glücksgriff zu sein. Schnell, beweglich, dribbelstark und torgefährlich - der Außenstürmer ist zurzeit einer der ganz großen Gewinner der Vorbereitung.

Wenn Jos Luhukay über seinen Rechtsaußen spricht, strahlt das ganze Gesicht: »Es macht Spaß, ihm zuzusehen«, sagt der Trainer und ist überzeugt: »Marcel wird noch viel besser.« Die beiden kennen sich noch aus gemeinsamen Kölner Zeiten. Zehn Jahre spielte Marcel Ndjeng für den Erstliga-Aufsteiger, durchlief von der Jugend bis zu den Amateuren alle Stationen und landete schließlich im Talentfördertraining des Holländers.
Vor einem Jahr trennten sich ihre Wege, Ndjeng wechselte zu Fortuna Düsseldorf: »Ich hätte es mir einfacher machen können. Aber für meine persönliche Entwicklung war es besser, nach so vielen Jahren den Schritt zu wagen.« Eine Entscheidung, die aus heutiger Sicht die Richtige war.
Mit den Fortunen wurde der angepeilte Durchmarsch in die zweite Liga zwar verpasst, doch der Abstiegskampf hat aus dem talentierten Marcel Ndjeng einen gestandenen Drittliga-Kicker mit Perspektiven nach ganz oben gemacht. »Wenn er diesen Schritt in der neuen Saison noch einmal macht, werden wir noch eine Menge Spaß mit ihm haben«, lobt Luhukay seinen mit 23 Jahren jüngsten Zugang.
Fünf Tore in drei Halbzeiten - seine Quote in der Vorbereitung stimmt. Auch wenn die Gegner, mal abgesehen von dem polnischen Zweitligisten Zaglebic Sosnowiec, noch nicht die ganz große Klasse hatten, fiel Marcel Ndjeng bislang bei allen Einsätzen auf und gab die Antwort auf Luhukays leise Kritik (»Um auch selber torgefährlich zu sein, muss er zielstrebiger im Abschluss werden«) vor dem Saisonauftakt auf dem Platz. Der Respekt vor der zweiten Liga ist, trotz guter Vorbereitung, riesengroß: »Die Spieler sind abgezockter, das Tempo ist wesentlich höher und die Zweikämpfe werden aggressiver geführt«, weiß Ndjeng, der sein »Fachwissen« bei Bruder Dominique vertieft hat. Der 24-jährige Verteidiger spielt seit einem Jahr bei LR Ahlen, kam aber erst zu vier Einsätzen. Marcel Ndjeng wird höchstwahrscheinlich wesentlich öfter spielen dürfen und weiß auch, warum: »Als Offensiver darf man Fehler machen, in der Defensive nicht.«
Ganz viel falsch darf der kleine Neuling, den die »Sport-Bild« schon als Absteiger abgestempelt hat, allerdings nicht machen, aus der völlig neu zusammengestellten Elf muss schnell ein Team werden: »Wenn uns das gelingt, können wir in der zweiten Liga sogar eine richtig gute Rolle spielen«, ist Ndjeng vom Potenzial seiner neuen Mannschaft überzeugt.
Purer Zweckoptimimus oder doch mehr? Die Saison wird zeigen, ob auch der SC Paderborn 07 zu den großen Gewinnern gehört. Marcel Ndjeng darf sich jedenfalls schon ein bisschen so fühlen. In Düsseldorf noch auf die rechte Verteidigerposition zwangsversetzt, darf er jetzt wieder stürmen. Und das, so beweist es seine Quote, kann er immer noch am besten.

Artikel vom 21.07.2005