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Nie war Kitsch so heiter
und hintergründig

Malerei und Objekte von Almendra Ximello

Bielefeld (uj). »La vida es Rosa« -ÊDas Leben ist Rosa. Reflektiert da etwa ein schlichtes Gemüt im Stile von Kalendersprüchen über das Leben? Mitnichten, denn Kitsch ist ein Stilmittel im Werk von Almendra Ximello (29), das die gebürtige Mexikanerin subtil einzusetzen versteht.

Vor fünf Jahren führte die Liebe die studierte Theaterschauspielerin und Malerin nach Bielefeld. Die Liebe hielt nicht. Der Heimat blieb die junge Frau dennoch fern, ohne die Wurzeln ihrer Kultur zu verleugnen. Etwas davon klingt in ihren Bildern und Objekten, die derzeit in der Produzentengalerie Rohrteichstraße zu sehen sind, stets mit.
Vor Himmelsbildern baumelt ein rosa Plastikschwein von der Decke herunter. »Schöner Himmel« heißt die Installation. »Der Titel ist Teil eines spanischen Liedes«, erklärt die Künstlerin und fügt hinzu, dass Kitsch in der Liebe ihr übergeordnetes Thema sei. Da hätte man jetzt vielleicht statt des Schweins ein Meer von Geigen erwartet. Aber Erwartungshaltungen bedient Almendra Ximello mit ihrer Kunst ohnehin nicht. Vielmehr wirft sie Fragen auf und öffnet Türen, um zum Innersten des (auch eigenen) Wesens zu gelangen. »Spieglein, Spieglein« etwa zeigt eine Langhaarblondine, die in einen Spiegel blickt. Die Schere in der Hand, ist der Moment des Zögerns, der fragende »Bin-ich-schön-Blick« perfekt eingefangen. Direkt daneben blickt der Betrachter in sein eigenes Gesicht, denn die kunstvollen Stuckrahmen halten Spiegelglas.
Der Mensch spielt auch dort noch eine Rolle in den Werken der Malerin, wo er selbst gar nicht mehr auftaucht. Der menschenleere, geometrisch ausgestattete Raum trägt den gleichermaßen schelmisch wie hintergründigen Titel »Wo bin ich?« und verweist wie so viele Werke der 29-Jährigen auf Verlorenheit und Selbstentfremdung, ohne dabei deprimierend zu wirken. Denn es gehört zu den Leistungen der Künstlerin, ihren Arbeiten mittels surrealer Arrangements eine heitere, leichte und bisweilen spielerische Note zu verleihen. Sämtliche Werke sind zudem handwerklich perfekt und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet.
Die Ausstellung »La vida es Rosa, Rohrteichstraße 36, ist bis zum 10. August zu sehen: dienstags von 16.30 bis 18.30 Uhr, samstags von 12 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 0160/91 41 56 37.

Artikel vom 19.07.2005