18.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentar
»Arbeitslosenquote unter vier Prozent«

Stoiber macht den Schröder


»Arbeitslosenquote runter auf unter vier Prozent«: Mit dieser Ankündigung hat Edmund Stoiber (CSU) den Mund reichlich voll genommen. Noch bevor eine vorgezogene Bundestagswahl sicher, geschweige denn für CDU und CSU gewonnen ist, da macht der bayerische Ministerpräsident schon den Schröder.
Der amtierende Bundeskanzler hatte sich auch immer an der Arbeitslosigkeit messen lassen wollen. Das Ende ist bekannt: 4,7 Millionen Menschen waren im Juni 2005 ohne Job, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 11,3 Prozent.
Wenn Stoiber beim Wort genommen werden will, dann müsste er sehr viel konkreter werden über das Wie und Wann. Der Hinweis auf »handwerkliche saubere Politik« ist reichlich dürftig, wenn ein Jobwunder dieses Ausmaßes - mindestens 2,5 Millionen neue Stellen wären nötig - in Aussicht gestellt wird.
Vielleicht wollte der Bayer aber nur ein Signal setzen nach dem Motto: »Seht her, wir glauben an unsere Politik, wir sind zuversichtlich, ihr könnt es auch sein.« Dann muss man ihm sagen: Psychologie ist erlaubt, das Überbordwerfen aller wirtschaftspolitischen Realität aber nicht. Oder drastischer: Glaubt Stoiber eigentlich ernsthaft, dass ihm jemand glaubt?Ulrich Windolph

Artikel vom 18.07.2005