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»VW-Krise noch schärfer«

Markenchef erklärt Sparprogramm

Wolfsburg (dpa/Reuters). VW-Markenchef Wolfgang Bernhard erwartet eine Verschärfung der Krise bei der Konzern-Kernmarke. »So gut wie es uns jetzt geht, wird es uns die nächsten drei Jahre nicht mehr gehen.«
»Es geht uns nicht gut«, sagt Wolfgang Bernhard.

»Und es geht uns nicht gut«, sagte Bernhard der VW-Mitarbeiter-Zeitung »Autogramm«. Bernhard weiter: »Wir haben uns die Frage gestellt: Was müssen wir leisten, um die nächsten Jahre zu überstehen.« Das Ergebnis sei das Sparprogramm von sieben Milliarden Euro. Die Marke VW schreibt derzeit rote Zahlen.
Branchenkreisen zufolge will der Autokonzern in den kommenden drei bis vier Jahren etwa zehn Milliarden Euro einsparen. Bis Ende 2008 soll das konzernweite Nettoergebnis dadurch um vier Milliarden Euro verbessert werden. 2004 war der Konzerngewinn erneut deutlich gesunken.
Bernhard sprach mit Blick auf das neue Sparprogramm »ForMotion plus«, Nachfolger von »ForMotion«, es müsse gelingen, einen »Verbesserungsschub in allen Bereichen« zu erreichen. Die Summe von sieben Milliarden Euro gliedere sich auf in zwei Milliarden Euro durch eine Leistungssteigerung im Vertrieb sowie fünf Milliarden Euro durch Kostenreduzierungen. Bei letzterem »diskutiere« VW drei Milliarden Euro auf der Materialseite, 1,3 Milliarden Euro auf der Produktions- und etwa 500 Millionen Euro auf der Gemeinkostenseite.
Bernhard sagte zudem, VW habe für das zweite Halbjahr 2006 »Verkaufsförderungen« von 40 Millionen Euro beschlossen, um den Absatz der in Wolfsburg gefertigten Modelle anzukurbeln. Dies ist vor allem der Golf. Um »weitere Produktionsrücknahmen« zu vermeiden, wäre ein neues Schichtmodell in Wolfsburg ein »Weg«. Die Verhandlungen darüber liegen aber seit Beginn der Korruptionsaffäre auf Eis.
Angesichts der geplanten Milliardeneinsparungen warnte der Gesamtbetriebsrat davor, den Sparkurs »einseitig« zu Lasten der Belegschaft zu fahren. Bestehende Verträge müssten eingehalten werden, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung.
IG-Metall-Chef Jürgen Peters und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) beraten VW-Aufsichtsratskreisen zufolge am Montag über einen Nachfolger für VW-Personalvorstand Peter Hartz. Die Gespräche würden im kleinen Kreis geführt, damit der Name eines Kandidaten nicht vorzeitig nach außen dringe.
Unterdessen werden die Landtagsabgeordneten Ingolf Viereck und Hans-Hermann Wendhausen ihre Arbeitsverhältnisse im Volkswagen-Konzern auf eigenen Wunsch weiterhin ruhen lassen, um »Schaden von dem Unternehmen abzuwenden«, erklärten sie.

Artikel vom 16.07.2005