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Spende mit Hindernissen

Rucksack mit Medizin verloren

Von Dietmar Kemper
Steinfeld/Bad Oeynhausen (WB). Es war Hilfe mit Hindernissen. Erst verlor Klaus Tapken seinen Rucksack mit Medikamenten, dann machte sein Moped schlapp. Der 38-Jährige aus Steinfeld am Dümmer ließ sich nicht beirren und rettete einem 60-jährigen Mann vielleicht das Leben.
Klaus Tapken würde es »sofort wieder machen«.

Klaus Tapken gehört zu den 1,2 Millionen bei der DKMS in Tübingen registrierten Knochenmarkspendern. Weil seine Gewebemerkmale mit denen eines leukämiekranken Patienten übereinstimmen, bat ihn die DKMS am 25. Juni zur Stammzellspende ins Kreiskrankenhaus Hameln. »Der Termin war am Montag um 8.30 Uhr. Aufgrund der milden Witterung entschloss ich mich am Sonntagabend mit meinem Motorroller nach Hameln zu fahren«, erzählt Tapken. Irgendwo zwischen Lübbecke und Minden habe er seinen Rucksack verloren: mit Geld, Brille, Wäsche und Medikamenten.
Letztere sollte er sich noch zwei Stunden vor der Spende spritzen, sagte der Maler- und Lackierermeister am Freitag dieser Zeitung. Der hormonähnliche Stoff mobilisiert die Stammzellen. »Bei Klaus Tapken sollte kein Knochenmark aus dem Beckenkamm, sondern es sollten Stammzellen aus dem fließenden Blut entnommen werden«, erläuterte Malte Wittwer vom DKMS-Büro in Köln. Als der Rucksack verloren ging, entschied sich der Pechvogel dazu, nach Hameln weiter zu fahren, um sich im Hospital mit neuen Medikamenten einzudecken. Aber dann versagte sein Roller kurz vor Bad Oeynhausen seinen Dienst. »In einer Polizeistation bat ich um Hilfe«, berichtete Tapken. Ein Polizist habe ihn an die Feuerwehr verwiesen und die habe ihn wieder zur Polizei geschickt, erzählte der 38-Jährige. Besser erging es ihm im Krankenhaus Bad Oeynhausen: »Zwei, drei kurze Telefonate und ich fuhr mit einem Taxi nach Hameln zum Krankenhaus, holte dort meine Medikamente ab und konnte anschließend ins Hotel.«
Ob seine Stammzellen den 60-jährigen Mann aus Deutschland heilen können, erfährt Tapken in sechs Wochen. Der Rucksack sei noch immer unauffindbar, aber trotz der unglücklichen Anreise würde er »sofort wieder spenden«. Die rührende Geschichte belege, »welches Engagement unsere Spender zeigen«, betonte Malte Wittwer von der DKMS. Tapken ist einer von 7800 Männern und Frauen, die Stammzellen an Todkranke gespendet haben. »Die Hälfte der Spenden führt dazu, dass Menschen geheilt werden können«, sagte Wittwer. Die im Kreiskrankenhaus Hameln gewonnenen Stammzellen gingen in alle Welt. Es gebe noch zu wenige Spender, beklagte Wittwer und rief alle zwischen 18 und 55 Jahren auf, sich typisieren zu lassen. In Bielefeld können sich mögliche Stammzellspender in der Klinik für Hämatologie und Onkologie der Städtischen Kliniken (0521/581-3600) melden.

Artikel vom 16.07.2005