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Unfallbus ohne Mängel

Aushilfsfahrer als Ein-Euro-Jobber tätig?

Von Ernst-Wilhelm Pape
Espelkamp (WB). Zwei Tachoscheiben des Reisebusses, der am 4. Juli auf der Autobahn in Meckenheim bei Bonn verunglückt war, bleiben verschwunden.

Die Scheiben können Auskunft darüber geben, ob der 52-jährige Fahrer der Firma Tappe-Reisen aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) am Wochenende vor dem Unfall die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten eingehalten hat. An dem Wochenende soll der Reisebus 3250 Kilometer gefahren sein. Am Steuer saßen der 52-jährige Busfahrer und ein Aushilfsfahrer.
Bei dem Unfall waren 34 Reisende und der Busfahrer verletzt worden. Als Unfallursache nimmt die Polizei Übermüdung des Fahrers an.
Der Aushilfsfahrer, der mit dem 52-Jährigen die 3250 Kilometer im Reisebus zurückgelegt hat, hat bei seiner Vernehmung angegeben, als Arbeitsloser einen sogenannten Ein-Euro-Job bei der Firma Tappe angenommen zu haben. Nach Angaben von Staatsanwältin Angela Wilhelm, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Bonn, werde diese Aussage jetzt überprüft.
Ebenso müsse ermittelt werden, wie der Ein-Euro-Job bei dem Busunternehmen zustande gekommen sei und ob dieses Beschäftigungsverhältnis zulässig war. Wilhelm: »Ein-Euro-Jobs gibt es eigentlich nur im gemeinnützigen Bereich.«
Nach Angaben der Polizei ist der schwer beschädigte Reisebus nach der Untersuchung durch einen Sachverständigen wieder freigegeben worden. Er könne jetzt repariert werden. Technische Mängel seien an dem Bus nicht festgestellt worden.
Im Hinblick auf die Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen Firmen-Inhaber Siegfried Tappe, teilte das Anwaltsbüro Tegeler und Bröderhausen (Lübbecke) am Freitag mit, dass die rückständigen Zahlungen nicht die am Markt tätige Firma betreffe. Die nicht oder zu spät gezahlten Krankenkassenbeiträge beträfen den Reiseveranstalter Tappe GmbH. Diese Firma (40 Mitarbeiter) habe 2003 Insolvenz angemeldet. Ein Teil der Mitarbeiter sei von der Traditionsfirma Otto Tappe, Inhaber Siegfried Tappe, (Tappe-Reisen) später wieder eingestellt worden. Alle Rückstände würden bezahlt, sagte Anwalts-Sprecher Bernd Hagedorn.

Artikel vom 16.07.2005