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Kampfhunde
rehabilitieren

Rasseliste soll überprüft werden

Düsseldorf (dpa/lnw). Fünf Jahre nach den Einschränkungen bei Haltung und Zucht von Kampfhunden in Nordrhein-Westfalen fordern Tierschützer eine Rehabilitierung der Tiere.

»Es gibt keine Hunde, die von der Rasse her als gefährlich einzustufen sind«, sagte der Geschäftsführer des Landeshundeverbandes Nordrhein, Hans-Joachim Otto. Er fordert, alle Rassen aus dem Hundegesetz zu streichen und stattdessen einen Sachkundenachweis für alle Hundehalter einzuführen. »Ein bisschen Wolf steckt in jedem Hund«, sagte Otto am Wochenende.
Das Landeshundegesetz und die vorherige Verordnung hätten sich im Grundsatz bewährt, sagte Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU): »Seit Juli 2000 hat es in Nordrhein-Westfalen keinen Beiß-Vorfall mit einem tödlichen Ausgang für einen Menschen gegeben - das ist für mich das wichtigste Ergebnis.« Er will jedoch prüfen lassen, ob die Rasseliste überarbeitet werden muss.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte im Juli 2000 mit der Hundeverordnung die Zucht von 13 Kampfhunderassen verboten und Auflagen an die Haltung dieser und weiterer 29 Hundearten geknüpft. Seit 2003 gilt das Landeshundegesetz. Es sieht ein Zucht- und Handelsverbot für vier als gefährlich eingestufte Rassen vor. Für weitere zehn Kampfhunderassen gelten weniger scharfe Vorschriften.
»Das war ein absoluter Schnellschuss«, sagte die Düsseldorfer Vize-Tierheimleiterin Katrin Porysiak. Viele Hundehalter hätten seitdem ihr Tier abgeben müssen oder ausgesetzt. Derzeit beherbergt das Tierheim 70 Kampfhunde - von 110 Hunden insgesamt. »Im Prinzip sind sie alle nicht gefährlich«, sagte Porysiak. Die Kampfhunde seien sehr schwer zu vermitteln und kosten das Tierheim jeden Tag 560 Euro.
Laut Umweltministerium lebten 2003 etwa 21 000 Kampfhunde in NRW, für die das Gesetz schärfere Vorschriften vorsieht. Im gleichen Jahr wurden 137 Menschen von solchen Hunden gebissen. Aktuellere Zahlen lagen nicht vor. Die Statistik wird erst seit 2003 geführt, so dass kein Vergleich mit der Zeit vor der Hundeverordnung möglich ist.
Nach Angaben der Tierärztlichen Hochschule in Hannover sind Kampfhunde überwiegend friedliche Tiere. Die Veterinäre haben fünf Kampfhunderassen in mehr als 1000 Wesenstests geprüft. Dabei seien je nach Rasse 96 bis 98 Prozent nicht angriffslustig gewesen, sondern genauso ausgeglichen wie die Golden Retriever im Vergleichstest.
www.tierheim-duesseldorf.de
www.vdh.de
www.munlv.nrw.de
www.tiho-hannover.de

Artikel vom 18.07.2005