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Ein bisschen wird wohl aufgesattelt

Spekulationen schießen nach turbulenter AVA-Versammlung ins Kraut

Von Bernhard Hertlein
Gütersloh/Bielefeld (WB). Am Tage der Hauptversammlung notiert die AVA-Aktie 46,32 Euro -Êein Euro mehr, als die Edeka dem Squeeze-out-Beschluss zufolge den Aktionären zahlen wird. Offenbar erwarten die Käufer, dass die Abfindung von den Gerichten noch nach oben korrigiert wird.
AVA-Vorstandssprecher Helmut Metje im Gespräch mit Aktionären. Foto: Gerhard Hülsegge

Viel kann es allerdings nicht sein, was vor Gericht oder bei Vergleichsverhandlungen noch aufgesattelt wird. Zu groß ist der Abstand zwischen den 30,95 Euro, die das Bewertungsgutachten ermittelt hat, und den 45,32 Euro der Edeka. Da ist noch Luft auch für die Einbeziehung »stiller Reserven«, die man eigentlich nicht heben wollte. Ein Beispiel ist die Immobilie, die in der Bilanz mit »Null« bewertet wurde, weil sie kreditfinanziert ist. Den Kredit gab allerdings die AVA Allgemeine Handelsgesellschaft der Verbraucher AG selbst.
Es war dieser Punkt, der bei der stellvertretenden Vorsitzenden des Würzburger »Vereins für Aktionärsdemokratie« zu einem Wutausbruch und letztlich zu ihrem Verweis aus der Hauptversammlung geführt hat. Caterina Steeg hatte zuvor allerdings bereits den AVA-Vorstand und das »Back Office« - circa 50 Fachmitarbeiter hinter der Bühne der Gütersloher Stadthalle - mit Detailfragen genervt und mit persönlichen Beleidigungen provoziert.
Formfehler, das wissen die von Hauptversammlung zu Hauptversammlung reisenden »Berufsopponenten«, sind teuer. Allein die Durchführung einer Hauptversammlung kostet etwa 80 000 Euro - nicht eingerechnet die Ausgaben, die mit der Börsennotierung zusammen hängen, den Imageverlust und die fehlenden Einsparungen durch nicht verwirklichte Synergieeffekte.
Aktiengesellschaften wie Dürkopp Adler können ein Lied davon singen, was es kostet, wenn man sich über Jahre weigert, den Vorstellungen »räuberischer Aktionäre« nachzukommen.
Manche der wenigen AVA-Kleinaktionäre, die in Gütersloh bis zum Schluss ausgeharrt und die Drohung mit Anfechtungsklagen lautstark beklatscht haben, mögen noch auf eine Ausbesserung der Dividende hoffen. Mag sie kommen; reich werden sie damit ebenso wenig wie die Berufsopponenten.
Beobachter vermuten deshalb, dass hier noch andere Gelder fließen - getarnt etwa als Rechtsanwalts-, Beratungs- oder Gutachterkosten. Die Aktionäre, die sich wirklich der AVA und sogar der früheren Co op verbunden fühlen, warten nun gespannt, ob die Edeka sich auf solche Zahlungen einlassen wird.
Öffentlich wird sie es kaum zugeben. Schade eigentlich.

Artikel vom 16.07.2005