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Sensationsfund im stillen Örtchen

Vier 600 Jahre alte Papst-Siegel bei Ausgrabungen in Greifswald entdeckt

Greifswald (dpa). Bei Ausgrabungen auf dem Gelände der Universität Greifswald haben Archäologen vier 600 Jahre alte Papst-Siegel in einem Latrinenschacht gefunden.

Der Fund ist »sensationell«: Vier »Bullen« an einem Ort zu finden, sei sehr ungewöhnlich, sagte Abteilungsleiter Hauke Jöns vom Landesamt für Bodendenkmalspflege am Freitag. Im vergangenen Jahrzehnt seien trotz intensiver Ausgrabungstätigkeit in Deutschland nur vereinzelt vergleichbare Siegel gefunden worden.
Die vier runden Bleisiegel sind etwa 3,5 Zentimeter groß und wiegen etwas mehr als 50 Gramm. Sie stammen aus dem Pontifikat von Papst Bonifatius IX., der von 1389 bis 1404 Kirchenoberhaupt war. Darauf verweist die Inschrift auf der Vorderseite »BONIFATIUS VIIII.«. Auf der Rückseite befinden sich Abbildungen der Apostel Petrus und Paulus. Die Siegel sollen später in der Ausstellung »Archäologie unter dem Asphalt« in Wismar gezeigt werden.
Der Archäologe Jörg Ansorge hatte die Siegel bereits am Montag vergangener Woche entdeckt. Danach folgten erste Untersuchungen zur Echtheit und zur Herkunft der Siegel. »Wir gehen davon aus, dass die Siegel relativ zeitnah zum Pontifikat entsorgt worden sind«, sagte Ansorge. Die Fundstücke lagen in einem hölzernen, etwa drei Meter tiefen Latrinenschacht, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut wurde und vermutlich mehr als 50 Jahre in Gebrauch war. Da die Siegel nur wenige Zentimeter von einander entfernt lagen, sei zu vermuten, dass sie in einem Beutel verwahrt wurden und dann - vielleicht bei einem Toilettengang - in die Latrine gefallen seien, sagte Jöns.

Artikel vom 16.07.2005