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Sedov doubelt deutsche Bark

Kaspar Heidelbach dreht den »Untergang der Pamir« als Zweiteiler

Travemünde (dpa/WB). Der im Hafen von Lübeck-Travemünde vor Anker liegende Viermaster »Passat« wird für einen Fernsehfilm die untergegangene »Pamir« darstellen. Eine Woche lang war die Bark Drehort für den Fernsehfilm »Der Untergang der Pamir«, eine Koproduktion des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und Arte, die im Herbst 2006 ausgestrahlt werden soll.

In dem zwei Mal 90 Minuten dauernden Film solle der große dramatische Stoff um eines der tragischsten Unglücke der Seefahrt gezeigt werden, erklärte Produzent Matthias Esche. »Wir halten uns an den historischen Stoff. Aber wir haben auch eine dramatische Geschichte und einige Charaktere dazu erfunden«, sagte Kaspar Heidelbach, der auch bei »Das Wunder von Lengede« Regie geführt hat. Die »Pamir« war am 21. September 1957 mit 86 Mann Besatzung an Bord 600 Seemeilen westlich der Azoren in einen Hurrikan geraten und gesunken. Nur sechs Besatzungsmitglieder überlebten den Untergang.
In den Hauptrollen werden unter anderem Klaus J. Behrendt, sonst als »Tatort«-Kommissar für den WDR tätig, als Erster Bootsmann, Jan Josef Liefers als Erster Offizier und Dietmar Bär, ebenfalls WDR-»Tatort«-erfahren, als Funker zu sehen sein. Zur Vorbereitung auf ihre Rollen haben sich alle Schauspieler den Dokumentarfilm über den Untergang der »Pamir« angesehen. »Der Rest wird sich bei den Dreharbeiten ergeben. Wir werden mehrere Tage am Stück auf See sein und Wind und Wetter hautnah erleben; mal sehen, wie das wird«, erklärte Liefers, der als Pathologe aus dem Münsteraner »Tatort« bekannt ist. Auch mit dem heiklen Thema Seekrankheit hätten sie sich schon vertraut gemacht.
Mit großem Aufwand wird noch bis zum 11. August in Hamburg, Lübeck, Cuxhaven und Neustadt an der Ostsee gedreht. Der Untergang selbst wird mit einem 20 Meter langen Modell in einem Spezialstudio auf Malta nachgestellt. Bei den Außenaufnahmen, die von Mitte September an vor Teneriffa beginnen, wird das extra neu gestrichene russische Segelschulschiff »Sedov« die »Pamir« doubeln. »Wir hätten gerne die heutige »Kruzenshtern« - ehemals »Padua« - genommen, aber sie ist in ihrem Äußeren zu stark verändert worden«, sagte Heidelbach.
Die wirkliche »Pamir« wurde 1905 gebaut und galt als Spitze des Fortschritts im Entwurf und in der Konstruktion von Großseglern. Sie wurde in Hamburg auf der Werft von Blohm & Voss auf Kiel gelegt und lief am 29. Juli vom Stapel - zu einer Großseglerkarriere von fast 52 Jahren mit vielen Fahrten um das berüchtigte Kap Horn. Nach einer wahren Odyssee durch Eigner und Länder landete die Viermastbark 1951 wieder in Deutschland, wo sie mit neuestem navigatorischem Gerät und Motor ausgestattet wurde. Die »Pamir« machte von 1955 bis zu ihrem Untergang sechs Ausbildungsreisen von Hamburg zum Rio de la Plata, von wo sie immer eine Ladung Getreide zurückbrachte.

Artikel vom 16.07.2005