15.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leineweber und Burg in Holz »gemalt«

Intarsien-Werkstatt ist neues GAB-Projekt - Brigitte Müssig leitet fünf Mitarbeiter an

Von Elke Wemhöner
und Bernhard Pierel (Fotos)
Sieker (WB). Das Leinewebermotiv in hundert Teilen - dafür hat der Puzzle-Freund nur ein Lächeln. Als Intarsienarbeit ist das Motiv schon eine anspruchsvolle Aufgabe. Brigitte Müssig, eine der letzten Intarsien-Schneiderinnen bundesweit, fertig in der GAB-Werkstatt Bielefelder Motive in kleinen Auflagen und lernt fünf Mitarbeiter an.

Das neue GAB-Projekt möchte wieder eine Marktnische besetzen. »Diese Bilder sind etwas Besonderes und eignen sich hervorragend als repräsentative Geschenke«, umreißt Franz Schaible, (Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung GAB) die Vermarktungsmöglichkeiten. Das Büro des Bielefelder Oberbürgermeisters steht dem Vorschlag auch nicht abgeneigt gegenüber.
Sparrenburg und Leineweber stehen als »Prototypen« schon zur Verfügung, das erste Holzbild der Ravensberger Spinnerei steht kurz vor der Vollendung. Mit ruhiger Hand fügt Brigitte Müssig die letzten Kleinteile ein. Sie ist froh, wieder in ihrem alten Beruf arbeiten zu können, nachdem ihr Arbeitsplatz in Leipzig nach der Wende verloren ging. Und nicht nur die Fachkenntnisse der Intarsien-Schneiderin - so die offizielle Bezeichnung - sind gefragt, sie qualifiziert auch noch fünf Mitarbeiter, die auf Ein-Euro-Basis tätig sind.
Deshalb hängen an der Wand neben dem Besprechungstisch Beispiele für die verschiedenen Hölzer, mit denen gearbeitet wird. Und in einem alten Farbeimer wartet eine dunkle Brühe aus Eisenspänen und Wasser auf den nächsten Färbevorgang. »Grautöne gibt es in der Natur nicht, da müssen wir nachhelfen«, erklärt die Fachfrau. Und auf dem Tisch nebenan steht ein Zwei-Platten-Kocher, auf dem eine mit Sand gefüllte Bratpfanne erhitzt wird. »Das ist für die ÝSpecial effectsÜ« lacht Brigitte Müssig und zeigt ein in heißem Sand geflammtes Holzstück, auf dem die Schwärzung für Schattierung sorgt.
Sie kennt die Feinheiten und setzt die Farben gekonnt ein, um ein möglichst lebendiges Bild zu gestalten. Dafür sind viele kleine »Puzzle-Teile« notwendig. Die Zutaten für die Raspi liegen in kleinen Stapeln neben der Arbeitsfläche. »Niesen darf man hier nicht«, warnt die Intarsien-Schneiderin. Und erzählt, dass jedes Teil gleich in zwanzigfacher Ausfertigung hergestellt wird - mit der Stichsäge herausgearbeitet aus einem Furnierstapel.
Entwurf und Prototyp sind Sache von Brigitte Müssig, die Ausführung können mittlerweile schon die ersten Mitarbeiter übernehmen. Viele Motive sind denkbar, wobei es zunächst bei markanten Bielefelder Ansichten und Bauten bleiben soll. Aber Franz Schaible möchte auch auch gemeinnützige Vereine als »Kunden« gewinnen. »Die Bielefelder Hütte des Alpenvereins wäre auch ein schönes Motiv«, meint er. Einen kostendeckenden Preis wird das GAB-Projekt Intarsienwerkstatt von diesen Abnehmern nicht verlangen, und auch für das Rathaus gibt es Sonderkonditionen.

Artikel vom 15.07.2005