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Blick in die Zukunft
bringt's an den Tag

Computersystem »überwacht« Lebenswandel


Französische Wissenschaftler arbeiten an einem Computersystem, das seinen Nutzern einen Blick in die Zukunft gewähren soll: Es beobachtet und analysiert die individuellen Lebensgewohnheiten und zeigt dem Nutzer dann auf einem Monitor, wie er in einigen Jahren aussehen wird - falls er den gegenwärtigen Lebenswandel beibehält.
Wer sich beispielsweise mit 30 bereits faul in einem Leben als »Couch-Potatoe« eingerichtet hat, dem führt das System bereits heute drastisch vor Augen, wie er als übergewichtiger, unförmiger 40-Jähriger aussehen wird. Über diese bizarre Idee aus den Labors des französischen Technologie-Entwicklers Accenture in Sophia Antipolis berichtet das Wissenschaftsmagazin »New Scientist«.
Bei dem System überwachen in der Wohnung des Nutzers installierte Videokameras den Lebenswandel des Nutzers: Wie viel Zeit verbringt er auf dem Sofa? Wie oft geht er zum Kühlschrank? Wie lange benutzt er den Heimtrainer? Wie oft macht er sich auf den Weg zum Kühlschrank? Zu den auf diese Weise gesammelten Daten kommen noch Informationen, die der Nutzer selbst in den Computer eingeben muss. Die Software fragt dabei beispielsweise nach sonstigen Ernährungsgewohnheiten, sportlichen Aktivitäten oder nach dem Alkoholkonsum.
Mit diesen Daten entwirft der Rechner dann ein individuelles Profil des Nutzers und schätzt daraus dessen künftige körperliche Entwicklung ab. Auf Basis der von den Kameras geschossenen Bildern zeigt er dann am Monitor die für viele Nutzer sicherlich eindrucksvollen Ergebnisse ihres Lebenswandels.
Zu sehen sind dabei nicht nur Ganzkörperbilder, sondern auch Porträts: Wer also bevorzugt einem Nachtleben mit wenig Schlaf sowie viel Alkohol und Zigaretten frönt, kann wie in einem Spiegel sein künftiges von Krähenfüßen, aschfahler Hautfarbe und Augenringen gezeichnetes Konterfei betrachten. »Technik kann sehr überzeugend sein«, hofft Institutsleiter Martin Illsey auf einen erzieherischen Effekt des Systems, das noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll. Andere Wissenschaftler sind dagegen skeptisch, ob die Technik überhaupt jemals in Massen verkäuflich sein wird. Denn wer wolle schon ein System haben, das den eigenen Körper in einem schlechten Licht darstelle, fragt etwa der Computerexperte Cliff Randell von der Universität in Bristol.

Artikel vom 22.07.2005