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Luxus und ein
Hauch Flohmarkt

»Crossdressing« ist oberstes Modegebot

Kühler Brit-Chic trifft auf smarte Rebellen, glitzernder Glamour auf maskuline Strenge, Folklore aus aller Herren Länder harmoniert mit dem viktorianischen Stil der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Und das alles ist nicht etwa von gestern, sondern top-aktuell und gewissermaßen modisches Gebot im kommenden Herbst.

Beim College-Look mit kurzen Karoröcken machen derbe Bikerstiefel einen dicken Strich durchs Nette und Adrette. Was wiederum Verzierungen und Plastron-Einsätze, Abzeichen, Anstecker und Wappen gekonnt wettmachen. Spitzentops- und Blusen werden zu maskulinen Tweed-Hosen oder Jeans kombiniert.
Dazu kommen kleine Strickteile mit Ajourmustern, Wickeloptik oder Kunstpelzverbrämungen. Munter wird gemixt mit wadenlangen, samtigen Röcken; transparente Blusen tauchen entweder unter kurzen Uniform-Blazern auf oder schimmern durch paillettenbesetzte Häkelboleros.
Flohmarkt-Mode à la Potobello gefällig? Der unverkennbare Hippie-Stil der 60er und 70er Jahre, dem ein Hauch »gebraucht« anhaftet, setzt sich zusammen aus individuellen Einzelteilen. Als da wären floral bedruckte, weite Röcke, auf die Ringel- und Rautenpullis »fliegen«, darüber ein wattierter Blouson oder eine auf alt getrimmte Lederjacke.
Folkloristisches wuselt ebenfalls verhalten bunt wieder über die »Piste«, mit verspielten Georgetteblusen, Stufenröcken, Empirekleidern, goldverzierten Pumps und hohen Stiefeln. Die Krönung dazu sind Filzhüte. Auch Tweed soll wieder umsatzträchtig werden, dank Beigaben wie Lurex, Brokat, Litzen und Lederlaschen.
Am Abend ist Showtime. Streng geschnittene Anzüge sind die Insignien: Nadelstreifen mit Glitzerfaden in Kombination zu Blusen aus Baumwolle oder Seidengeorgette. Gnadenlos enthüllend dagegen feine Jersey-Kleider, hautnah gewickelt und tief dekolletiert. Bei Tageslicht besehen sieht das Ganze dann so aus: Blusen aus Seidenchiffon, weite Hosen mit Umschlag, Feinstrick-Twin-Sets, Blazer-, Teller- und Faltenröcke spazieren einträchtig neben langen Parkas und maskulinen Ledermänteln, Fellmützen und Krawattenschals, karierten Flanellhemden und kernigen Grobstrickpullis.
Die Kleider reichen grundsätzlich bis unters Knie, sind beschwingt und manchmal asymmetrisch geschnitten. Eine Hommage an die Weiblichkeit sind Porzellanbroschen, Perlen in allen Variationen - überhaupt findet alles, was glänzt, glitzert, glamourös ist, Verwendung.

Artikel vom 22.07.2005