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Links orientiert - na, und...

Auch Prominente haben kein Händchen für alles, was rechts ist

Viele Poeten und mit anderen Künsten berühmt gewordene Menschen machen oder machten alles mit links: Peter Ustinov und Goethe, Dürer, Mozart, Beethoven, Picasso, Einstein oder David Letterman.

Auch Bill Gates, Napoleon, Ramses und Jimmy Hendrix waren und sind ziemlich links orientiert: Obgleich die Mehrheit der Menschen ihre rechte Seite bevorzugt, haben sich Linkshänder in der Evolution und vor allem auch in den Künsten erfolgreich behauptet.
Allein in Deutschland leben zehn Millionen Linkshänder (Fachdeutsch: Lävographen). Seit Neuestem glauben die Forscher zu wissen, wieso es diese Minderheit noch immer gibt: Linkshändigkeit ist vor allem bei Zweikämpfen von Nutzen, da sowohl Links- als auch Rechtshänder kaum einen linkshändigen Gegner erwarten. So haben Gesellschaften, in denen es in den letzten Jahrhunderten friedlich zuging, einen deutlich geringeren Linkshänderanteil als solche, in denen noch (oft) das Faustrecht gilt: In Kulturen, in denen sehr wenig Morde verübt werden, ist der Anteil der Linkshänder wesentlich niedriger als in solchen mit einer höheren Rate unnatürlicher Todesfälle.
Da ihre Natur Lävographen zwingt, vieles anders und damit auch kreativer anzufassen als andere Leute, konnten sich unter Künstlern und Intellektuellen überdurchschnittlich viele Linkshänder durchsetzen. Und wenn man selbst zu jenen Menschen zählt, die mit ihrer rechten Hand wenig anfangen können, so darf man sich getrost etwas einbilden - und sich glücklich schätzen.
Auch wenn man im Alltag zwar mit dem Dosenöffner zu kämpfen hat, so kann man beispielsweise schneller tippen - die häufigen Buchstaben A, E, R, S und T liegen alle auf der linken Seite. Und die Chance, eine besonders gut funktionierende rechte Gehirnhälfte zu haben und literarisch, musikalisch, künstlerisch ein Ass zu sein, ist ein bisschen größer als für die »Rechten«.

Artikel vom 22.07.2005