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Post kündigt
400 Agenturen

Erster Zivilprozess in Dortmund

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Deutsche Post AG hat in diesem Jahr bereits 400 Inhabern von kleinen Postagenturen gekündigt. Aus Sicht der Post seien diese Agenturen angeblich unwirtschaftlich, teilte der Postagenturnehmerverband (Pagd) mit.
Verlangt von der Post 300 00 Euro: Stefan Ganz.
Damit habe sich die Zahl der Agenturbetreiber, die seit 2003 aufgeben mussten, von 2000 auf 2400 erhöht. Den Betreibern der 2000 Agenturen sei gekündigt worden, da sie die neuen »Knebelverträge«, die eine Reduzierung der Vergütung um 35 Prozent vorsah, nicht unterschrieben hätten, sagte Pagd-Vorsitzendser Torsten Modery dieser Zeitung.
Modery rechnet damit, dass zehn Pozent der 2400 gekündigten Agenturnehmer die Post verklagen werden. Die ehemaligen Partner der Post fordern eine Ausgleichszahlung, die von der Post bisher verweigert wurde. Über Jahre hinweg hätten die Agenturnehnmer neue Kunden für die Post gewonnen und den Postumsatz deutlich gesteigert, argumentiert der Pagd. Die Arbeit für die Post sei zum Hauptberuf geworden und kein Nebenberuf mehr. Deshalb bestehe Anspruch auf eine Ausgleichszahlung.
Zwei Klagen gegen die Post wurden bereits beim Landgericht Dortmund bei der Dritten Kammer für Handelssachen eingereicht. Weitere Klagen sind in Vorbereitung. Auch der Bielefelder Geschäftsmann Stefan Ganz (44) will die Post erklagen. Er will neben der Ausgleichszahlung auch Schadensersatz aufgrund von Mietkosten für ungenutzte Räume fordern. Die Gesamtsumme beträgt 300 000 Euro.
Den Musterprozess angestrengt haben Walter Perschul aus Euskirchen (NRW) und Stefanie Feick aus Gießen (Hessen). Bei Perschul beträgt der Streitwert 20 500 Euro. Agenturbetreiberin Feick verlangt von der Post 73 500 Euro.
Im Fall des Agenturbetreibers Perschul hat Vorsitzender Richter Karl-Friedrich Coerdt bereits einen Termin anberaumt. Die Verhandlung Perschul gegen die Deutsche Post AG findet am 27. Oktober statt.
Die Post hat die Klagen bereits als »völlig unbegründet« zurückgewiesen, da das Betreiben einer Postagentur nur Nebenerwerb sei.

Artikel vom 15.07.2005