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Arminias Bratwurst ist die beste

Bielefeld-Freundeskreis mit früheren Spielern besucht Pfarrer Steiner in Exter

Von Hartmut Horstmann (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Bielefeld/Exter (WB). Ernst Middendorp als der beste Arminen-Trainer aller Zeiten? Über dieses Abstimmungsergebnis können Bielefeld-Experten wie Otto Steiner nur weise und vornehm den Kopf schütteln.

Der 75-Jährige gehört dem »Freundeskreis alter Arminen« an, der gestern in Exter Station machte. Otto Steiner wohnt seit Oktober 2004 in dem Vlothoer Stadtteil, in dem sein Sohn Ralf sich nicht nur als Pfarrer, sondern auch als bekennender Arminen-Fan einen Namen gemacht hat.
Aus 20 Mitgliedern besteht der »Freundeskreis«, dessen Mitglieder dem Rekordaufsteiger seit Jahrzehnten verbunden sind. Unter ihnen ist Horst Gamon, der von 1960 bis 1966 im Strafraum der Arminen-Gegner für Wirbel sorgte. Eine Visitenkarte, die er dabei hat, zeigt ihn waagerecht in der Luft - wie eine Rakete, die den Ball in Richtung Tor katapultiert.
Gamon, der ursprünglich für Herford spielte, legt sich bei der Wahl des besten Trainers fest: »Es war Helmut Meidt.« Harry Garstecki, der von 1960 bis 1963 das Trikot der Arminen trug, nickt und weiß um die Verdienste seiner Generation: »Wir haben damals den Grundstein gelegt, dass Arminia von der Amateurklasse in die Zweite Bundesliga aufgestiegen ist.« Der Älteste unter den Arminia-Oldies ist zarte 91 Jahre alt und heißt Walter Kolotzig, Mittelfeld-Stratege in den Jahren von 1932 bis 1936.
Das alles ist längst Geschichte - und um auch in Zukunft nichts anbrennen zu lassen, nutzten die Bielefeld-Veteranen den Besuch zu einer kurzen Andacht in der Autobahnkirche. »Wir werden dafür beten, dass Arminia nicht wieder absteigt«, sagt Ralf Steiner, der nach eigenen Angaben im Stadion aufgewachsen ist.
Auch im Gebet bleiben Arminen-Fans Realisten. Auf die Frage, warum er nicht für die Teilnahme am UEFA-Cup bete, antwortet der Exteraner Pfarrer: »Man soll es dem lieben Gott nicht zu schwer machen.« Und um dem Statement Sangestaten folgen zu lassen, stimmt der Geistliche das Lied an: »Nie mehr Zweite Liga!«
Seine Familie zog aus Bielefeld nach Vlotho, sein Vater folgte. Und Otto Steiner merkt, dass man als Arminen-Anhänger in der Weserstadt eher ein Außenseiter ist. Doch immerhin hat er seine Familie, deren Herz im Kollektiv blau-weiß schlägt - und seinen Friseur: »Der ist auch ein Arminen-Fan.«
Pfarrer Ralf Steiner hat nur noch selten Gelegenheit, ins Stadion zu gehen. Das letzte Mal war er beim Spiel gegen Schalke dabei. Sein Fazit charakterisiert ihn als notorischen Optimisten, der auch im Schlamassel noch das Licht der Hoffnung sieht: »Das Spiel war grottenschlecht. Aber die Bratwurst war spitze.«
Zum Freundeskreis der älteren Arminen gehören: Harry Garstecki, Horst Gamon, Werner Hellweg, Herbert Claus, Alfred Dietrich, Karl Hennig, Egon Kapito, Heinz Klette, Walter Kolotzig, Otto Steiner, Horst Herr, Manfred Baer, Eberhard Benting, Helmut Schierhorn, Gustav Schmiegelt, Heinz Seidel, Frank Berke und Armin Mann.

Artikel vom 16.07.2005