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Die Zeit der heimlichen Bestseller

Wer jetzt die neuen Schulbücher kauft, bekommt alles, was die Lehrer wünschen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Texte, Themen und Strukturen« ist so etwas wie ein Verkaufsschlager. Gäbe es eine Schulbuch-Bestsellerliste, dann stünde das Deutschbuch für die Oberstufe unangefochten auf Rang 1. »Das war die letzten Jahre immer so«, weiß Thomas Bode, der in der Thalia-Buchhandlung für das Schulbuch-Sortiment zuständig ist. Im vergangen Jahr verkaufte sich »Texte, Themen und Strukturen« 460 Mal.

Zurzeit türmen sich die Bände noch, denn die hohe Zeit des Schulbucheinkaufs beginnt meist erst, wenn die ersten drei Ferienwochen vorbei sind. »Richtiges Gedränge herrscht, wenn der Schulanfang nur noch wenige Tage entfernt ist«, weiß Bode aus Erfahrung. Auch wenn inzwischen eine Lieferung über Nacht problemlos möglich ist - ruhiger gehe es jetzt zu.
Das machen sich auch die drei Ratsgymnasiasten Hinrich und Johann Mattiat, beide 14, und Bruder Christian (11) zunutze, die gemeinsam mit ihrer Mutter die Liste abarbeiten, die sie von der Schule bekommen haben. Hinrich und Johann besuchen künftig die 9. Klasse, Christian kommt in die 6. Die drei müssen insgesamt fünf neue Bücher im Gesamtwert von 106 Euro kaufen - die übrigen Bücher werden von der Schule ausgegeben. Sie wandern von Schüler zu Schüler, solange der Inhalt aktuell ist. Oder, so Willi Feix vom städtischen Schulamt, »solange die Bände nicht aus dem Leim gehen.« Der finanzielle Eigenanteil, den Eltern für die Schulbücher aufbringen müssen, werde vom Land je nach Klassenstufe festgelegt. Hinrich, Johann und Christian können nur bestätigen, was Feix sagt: »Im Laufe des Schuljahres kommen noch Lektüren und Hefte dazu.«
Bestellen Schulen komplette Büchersätze, die sie dann an ihre Schüler weiter verleihen, dann räumen die Verlage Rabatt ein, sagt Thomas Bode. Es gebe aber keinen Rabatt, wenn ein Lehrer ein Buch für seine Klasse anschaffe, für das er dann das Geld bei den Eltern einsammeln müsse. Bode: »Deshalb ist es wohl für alle Seiten praktischer, wenn jeder sich sein Buch selbst kauft.« Er selbst versucht, an die aktuellen Schulbuchlisten der Bielefelder Schulen zu kommen, und hat auch noch die Listen des letzten Jahres, um annähernd die richtigen Bücher in der richtigen Menge ordern zu können.
Wichtig ist, dass die Bestellnummer passt, weil sonst die Verwechslungsgefahr zu groß ist. Bode, der durch die Nachfrage auch erfährt, welche Fremdsprache gerade besonders beliebt ist (zurzeit erlebt Spanisch einen enormen Aufschwung, Französisch geht zurück), betont: »Im Moment gibt es noch alle gängigen Bücher, doch am Ende der Ferien ist viel vergriffen.«
Besonderer Service: Schulbücher im Internet bestellen. Bode: »Wir schicken die Buchpakete natürlich auch zu.«

Artikel vom 15.07.2005