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NRW sackt bei Pisa-Test ab

Schulministerin Sommer (CDU): »Ergebnisse niederschmetternd«

Von Dirk Schröder
Düsseldorf/Berlin (WB). Nordrhein-Westfalen ist beim Pisa-Bundesländer-Vergleich abgesackt und gehört nun zu den Schlusslichtern. Die 15 Jahre alten Schüler in NRW schnitten in allen Tests schlechter ab als ihre Altersgenossen in den meisten anderen Bundesländern.

Die neue NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU/Bielefeld) nannte die gestern veröffentlichten Ergebnisse »niederschmetternd für das Land«. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) machte die Bildungspolitik der abgewählten rot-grünen Landesregierung für das schwache Abschneiden der NRW-Schüler verantwortlich.
Getestet wurden Kompetenzen in Mathematik, Naturwissenschaften, Problemlösen und Lesen. Deutscher Gesamtsieger wurde wieder Bayern, Schlusslicht ist trotz überdurchschnittlicher Verbesserungen Bremen.
In den Naturwissenschaften gab es für NRW Rang 13. Schlechter waren nur die Schüler in Hamburg, Brandenburg und Bremen. Beim Problemlösen belegten die NRW-Schüler Platz 14 - dahinter folgen nur noch das Saarland und Bremen. Bei dem Komplex Lesen und Textverständnis reichte es für Platz 12 vor Hamburg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.
Beim ersten Vergleichstest im Jahr 2000 hatte NRW noch die Plätze 7 bis 10 belegt und damit deutschlandweit im Mittelfeld gelegen.
Schulministerin Sommer hätte sich gewünscht, dass die »harte Arbeit der Lehrkräfte zu einem besseren Ergebnis« geführt hätte. »Um von den hinteren Plätzen wegzukommen, müssen wir eine grundlegende Schulreform durchführen.« Wichtigstes Ziel sei dabei, wieder einen verlässlichen Unterricht sicherzustellen. Der Rückstand auf Bayern betrage etwa ein Schuljahr.
Für Sommer sind insbesondere die Ergebnisse im Hinblick auf die Herstellung von Chancengleichheit nicht hinnehmbar. Es dürfe nicht so bleiben, dass die Abhängigkeit der Leistung von der sozialen Herkunft so hoch sei wie in keinem anderen Bundesland. »Diesen Verstoß gegen die Bildungsgerechtigkeit können wir nicht hinnehmen.«
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh, Professor Heribert Meffert, forderte »im Interesse der Kinder und Jugendlichen eine Qualitätsoffensive, die alle Schulen in Deutschland verbessert«. Der Vergleich der Bundesländer lege nahe, dass sich die Unterschiede innerhalb Deutschlands vergrößert hätten. »Wettbewerb in der Bildungspolitik unter den Ländern ist gut, aber wir müssen darauf achten, dass sich die Qualität der Schulen nicht zu stark auseinander entwickelt.« Deshalb dürfe sich der Bund auch nicht aus der Bildungspolitik zurückziehen.
Die Vize-Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen (SPD/Rheinland-Pfalz), wertete die Ergebnisse des Pisa-Vergleichs gestern als Erfolg der Reformpolitik in den Bundesländern. Die meisten Länder lägen im oder über dem OECD-Durchschnitt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warnte jedoch vor »selbstgefälligem Schulterklopfen«.
S. 4: Kommentar/Hintergrund

Artikel vom 15.07.2005