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Seevögel unfreiwillig
als »Gifttransporter«

Schadstoffe gelangen in entlegenste Winkel

Eissturmvögel als biologische Schadstofftransporter.
Washington (dpa). Mit Seevögeln gelangen Industrieschadstoffe bis in die entlegensten Ecken der Welt: Die Gifte kommen über die Nahrung in den Körper der Vögel und werden dann andernorts mit Harn und Kot wieder ausgeschieden. Dieser biologische Schadstofftransport sei an den Küsten der Arktis zum Teil sogar bedeutender als der Transport der Giftstoffe über die Atmosphäre, berichten kanadische Forscher.
John Smol von der Queen's University in Kingston (Kanada) und seine Mitarbeiter hatten einige Seen unterhalb der Klippen am Cape Vera in der kanadischen Arktis untersucht. Auf den Klippen brüteten Eissturmvögel (Fulmarus glacialis) in einer riesigen Kolonie, die um die 10 000 Vogelpaare umfasste. In den Sedimenten der Seen fanden die Forscher einen erhöhten Gehalt an Quecksilber und organischen Schadstoffen wie dem Insektizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) oder der giftigen Substanz HCB (Hexachlorbenzol).
Die Eissturmvögel ernähren sich während der Brutsaison von Fischen, Tintenfischen und tierischem Plankton. Die Beutetiere reichern Schadstoffe aus dem Meer an. Die Vögel suchen ihre Nahrung 250 bis 400 Kilometer von der Brutkolonie entfernt. Die aufgenommenen Gifte aber werden mit den Exkrementen der Vögel, dem Guano, an den Nistplätzen ausgeschieden. Die höchste Konzentration an Giften fanden die Forscher in den direkt im Einzugsbereich der Vögel gelegenen Seen.
Die Schadstoffe belasten aber nicht nur die Umwelt, sondern stellen auch eine Bedrohung für die Ureinwohner der Region dar, die die Gifte ihrerseits mit der Nahrung zu sich nehmen, schreiben die Forscher. Die untersuchten Schadstoffe gehören zum Teil zu einer Gruppe von zwölf besonders problematischen Chemikalien, dem so genannten »dreckigen Dutzend«. Mittlerweile ist die Herstellung und Anwendung dieser Substanzen bis auf einige Ausnahmen weltweit verboten.

Artikel vom 15.07.2005