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Hier darf jeder auch mitsingen

Buschkamp-Keller im Museumshof Senne gute Adresse für Folk und Jazz

Von Uta Jostwerner
und Gerhard Hülsegge (Foto)
Bielefeld (WB). Kleinkunst und Konzerte, Ausstellungen und Lesungen, Diskussionsrunden, Kabarett und Comedy: In Bielefeld gibt es zahlreiche gastronomische Betriebe, die neben Speisen und Getränken ein regelmäßiges Kulturprogramm anbieten. Das WESTFALEN-BLATT präsentiert die bunte Szene in einer Sommerserie.

Wo man singt, da lass' dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder, sagt der Volksmund. Wo aber kann man die zunehmend ins Abseits gelangende Tradition des gemeinsamen Singens noch pflegen, ohne schief angeguckt zu werden? Der Buschkamp-Keller im Museumshof Senne bietet dafür sowie für weitere Kulturveranstaltungen ein Forum in stimmungsvollem Ambiente.
Spitzenkoch Ernst-Heiner Hüser und seine Ehefrau Heidrun Hüser riefen nach einem Bar-Besuch auf dem Montmartre die »Folkfreunde Buschkamp-Keller« ins Leben. Zu ihnen gehören Ella Deppe, Manfred Schneider, Dietrich Lemke, Helmut Neuhaus und Leo Zaplatin, die jeder für sich und alle zusammen über ein großes Repertoire von Liedern und Musikstücken verfügen. »Im ersten Teil tragen sie ihre Stücke -Ê Lieder, Chansons und Folk -Ê vor, im zweiten Teil wird gemeinsam mit dem Publikum gesungen und musiziert«, erklärt der Gastronom mit Hang zur Muse das Konzept der Veranstaltung, die jeden dritten Donnerstag - außer in den Sommerferien -Ê ab 20 Uhr im Buschkamp-Keller stattfindet. Pate für das Angebot, das auf ungeahnten Publikumszuspruch stieß, stand der besagte Bar-Besuch im Pariser Künstlerviertel. »Dass dort gemeinsam mit den Gästen gesungen wurde, gefiel uns so gut, dass wir es auch probieren wollten«, sagt Hüser.
Mittlerweile wurden zur Unterstützung der Sangesfreuden sogar Liederhefte konzipiert, die während der Veranstaltungen ausgeteilt werden. Im Sommer finden die Liederabende unter dem Titel »Folkfreunde in Sommerlaune« draußen auf dem Gelände des Museumshofs statt, bei schlechtem Wetter wird unter dem historischen Kappengewölbe des liebevoll mit funktionstüchtigen Musikinstrumenten dekorierten Kellers gesungen, der 70 Sitz- und 20 Thekenplätze bietet und über eine Eckbühne verfügt.
Das unter dem Gasthaus Buschkamp liegende historische Gemäuer wurde im Jahr 1998 nach umfassender Renovierung in Betrieb genommen. Auch Hannes Wader kehrt hier gerne ein. Neben der gastronomischen Nutzung für geschlossene Feiern ab 20 Personen wurde der Keller von Anfang an als Plattform für kulturelle Veranstaltungen konzipiert. Jazz im Buschkamp-Keller war bald in aller Munde. Und noch immer findet an jedem ersten Donnerstag im Monat ein Konzert statt: »Der Schwerpunkt liegt auf Dixieland«, sagt Hüser und verweist auf Bands wie »Dr. Lippenkraft« und »The Original Contemporaries und Cottenfield Dixielanders«, die gern gesehene Gäste im Buschkamp-Keller sind.
Eine Zeit lang spielte auch die Kleinkunst eine Rolle: Künstler wie Irmgard Knef, die verkannte Zwillingsschwester der großen Hildegard, Heinz Nied und Werner Lämmerhirt gaben ihr Stelldichein. Sogar die Kammeroper Dresden gab im Gastspiel den »Kleinen Freischütz«. Doch die Gagenforderungen übertrafen den wirtschaftlich möglichen Rahmen. «Wir wollen zwar kein Geld damit verdienen, aber auch nicht ins Minus geraten«, erklärt Ernst-Heiner Hüser, der die Kleinkunst-Reihe schließlich aufgab. Für Lacher im Publikum sorgt jetzt Dietrich Lemke mit seinen legendären Schüttelreimen und Limericks.
Dass sowohl das Kulinarische als auch das Kulturelle einen festen Platz im Museumshof Senne finden konnten, liegt in den Neigungen des Spitzengastronoms begründet. Und so setzt der 53-Jährige mit Gespür, Sachkenntnis und Geschmack neben kulinarischen Glanzlichtern auch kulturelle Fixsterne im idyllisch gelegenen Museumshof. »Beides gehört für mich hierher und beruht auf einer langen Tradition«, betont Hüser, der stets beides zur gegenseitigen Befruchtung miteinander verflocht. Erinnert sei an dieser Stelle auch an die Reihe der Ausstellungen im historischen Backspeicher, wo Ausstellungsthemen wie »Bierbraukunst« aktuell in den Speisen und Menüs aufgegriffen wurden.
Über die aktuellen Programme sowie das reichhaltige gastronomische Angebot informieren Sie sich im Internet unter:
www.museumshof-senne.de

Artikel vom 19.08.2005