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Ein luxuriöses Spa liegt im Hotel-Trend

Zukunftsprognose: billig reisen, teuer wohnen

Trotz schlechter Stimmung und düsterer Prognosen in der Vergangenheit wird der deutsche Reisemarkt in den nächsten Jahren kontinuierlich wachsen. Experten gehen bis
2008 von jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 3,1 Prozent aus.


Trotzdem muss sich die Reisebranche darauf einstellen, dass immer anspruchsvollere Kunden die Spielregeln im Tourismus verändern: Zunehmendes Markenbewusstsein, Marktpolarisierung und Individualisierung bringen als Zukunftstrends den Markt in Bewegung und fordern von den Tourismusunternehmen ein hohes Maß an Dynamik, um nicht die Eigenständigkeit
am Markt zu verlieren.
»Die Stimmung in der Tourismusbranche ist schon seit Mitte der 90er Jahre schlecht« erklärt Claudia Witzemann von der Unternehmensberatung Kearny. »Die
Ereignisse des 11. September 2001, SARS und der Tsunami brachten weitere Verunsicherung. »Die anhaltende Konsolidierung führte zur Herausbildung von drei großen Konzernen TUI, Thomas Cook und Rewe, die mittlerweile den Markt dominieren.«
Angesichts der Erholung in der Tourismusbranche sind die Experten optimistisch und rechnen für den deutschen Reisemarkt bis 2008 mit einem Umsatzanstieg auf knapp 40 Milliarden Euro mit jährlichen Wachstumraten von durchschnittlich 3,1 Prozent.
Drei zentrale Trends werden die Spielregeln im Tourismus nachhaltig verändern. Erstens nimmt das Markenbewusstsein immer mehr zu, zweitens wird durch eine Marktpolarisierung zwischen Discount und Luxus das mittlere Preissegment nachhaltig schrumpfen und drittens gibt es auch bei Pauschalreisen ein immer größeres Bedürfnis nach Individualität und Gesundheitsbewusstsein. Entsprechend sollten sich Tourismusunternehmen heute schon strikt an diesen Zukunftstrends orientieren und sich auf die Bedürfnisse der Kunden konzentrieren. Die Hoteliers haben das bereits weitgehend umgesetzt. Egal, ob Ferienherbege oder Unterkunft für Geschäftsleute: Wellness muss sein. Ein kleineres Zimmer wird nicht als negativ beurteilt, wenn das Spa dafür eine Nummer größer ausfällt und dort profilierte Mitarbeiter eingesetzt werden.
Aus Angst vor mangelnder Sicherheit und Finanznöten der Reiseveranstalter spielt Vertrauen eine immer größere Rolle. Dieses Vertrauen bringen Urlauber vor allem großen Marken wie beispielsweise TUI entgegen. TUI ist
branchenübergreifend die mit Abstand vertrauenswürdigste Marke in Deutschland. Sicherlich einer der wichtigsten Gründe dafür, dass TUI in
Deutschland einen Marktanteil von nahezu 50 Prozent vorweisen kann. Mit dem Katalog »Vital« setzt TUI ganz stark auf den Gesundheits- und Wellnessurlaub.
Ein Blick auf die deutschen Tourismusmarken offenbart ein weiteres interessantes Detail: Der Dachmarke »Thomas Cook« wird sehr viel weniger
Vertrauen entgegengebracht als der eigenen Tochtermarke »Neckermann«. Deshalb sind die Wellnessangebote auch im Katalog »Neckermann Care« zu finden. Bei den gehobenen Angeboten des Veranstalters »Thomas Cook« setzt der Gast ein Spa schon autopmatisch voraus.
Gut informierte Kunden werden auf der Suche nach dem besten Preis-Leistungsverhältnis zu hybriden Konsumenten. Beispiel: Mit dem Billigflieger Germanwings von Köln nach Nizza -Êund dann weiter ins Luxusresort Four Seasons an der Nahtstelle von Côte d'Azur und Provence. Als erfolgreiches Beispiel in diesem Bereich gilt die amerikanische »Cheap Chic Airline JetBlue«, deren Ticketpreise rund 20 bis 30 Prozent unter denen der Konkurrenz liegen, die aber trotzdem jeglichen gesundheitsorientierten Komfort wie größere Beinfreiheit bieten.

Artikel vom 21.10.2005