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Junge Leute nicht
»ausbildungsreif«

Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). »Die Qualität der Bewerber ist teilweise katastrophal« - »Das Bildungsniveau ist zunehmend schlecht« - Derartige Äußerungen von Firmenchefs sind nichts Ungewöhnliches: Jeder zweite Betrieb in Ostwestfalen beklagt die mangelnde Ausbildungsreife junger Leute.
IHK-Geschäftsführer Berufliche Bildung: Swen Binner

Das hat eine aktuelle Umfrage zum Thema Ausbildung der IHK Ostwestfalen ergeben. Neben der mangelnden Ausbildungsreife der Schulabgänger nannten fast ebenso viele (49 Prozent) Unternehmen die unsichere wirtschaftliche Perspektive als Ausbildungshemmnis. Jeder dritte Betrieb gab als Grund an, die Auszubildenden nicht übernehmen zu können. Mehrfachnennungen waren möglich.
Unterdessen tragen die Bemühungen der IHK, zusätzliche Lehrstellen zu akquirieren, Früchte. In diesem Jahr konnten bis Anfang Juli bereits 3960 neue Ausbildungsverträge eingetragen werden, fünf Prozent (195 Verträge) mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis Ende 2005 sollen es knapp 7000 neue Lehrverträge sein, und damit etwa vier Prozent mehr als 2004 (6592 Verträge), sagte IHK-Geschäftsführer Swen Binner.
IHK-Präsident Herbert Sommer betonte, es seien weitere erhebliche Anstrengungen erforderlich, »da derzeit bei den ostwestfälischen Agenturen für Arbeit etwa 1800 offene Ausbildungsstellen für 6200 Bewerber gemeldet sind.« Die Anstrengungen müssten durch den Abbau von Ausbildungshemmnissen unterstützt werden.
Auf die Frage nach der Ausbildungsplanung für 2005 antworteten 58 Prozent, sie wollten ihr Ausbildungsangebot konstant halten, etwa ein Viertel der Betriebe plant, Lehrstellen zu reduzieren. 18 Prozent wollen mehr Azubis einstellen. Dabei handelt es sich vorwiegend um größere Unternehmen, sagte Binner.
Bedenklich sei aus seiner Sicht, dass jedes siebte Unternehmen die angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen konnte. Als Hauptgrund nannte die Hälfte dieser Firmen das Fehlen geeigneter Bewerber. Bei zehn Prozent wurden die Ausbildungsstellen während der Probezeit gekündigt, weitere acht Prozent gaben an, das die Ausbildungsstelle gar nicht erst angetreten wurde.
Insgesamt wurden 4200 IHK-Ausbildungsbetriebe in Ostwestfalen befragt, geantwortet haben 495 Firmen aus Industrie (Anteil 28 Prozent), Handel (25), Dienstleistungen (15), Banken (9), IT-Medien (8,7), Gastgewerbe (5), Bau (3,5) und Verkehr (3) haben. Zwei Drittel der Firmen stellen dabei unter fünf Auszubildende ein.

Artikel vom 14.07.2005