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Anfechtungsklagen angedroht

Letzte Hauptversammlung der AVA mit großen Turbulenzen in Gütersloh

Von Bernhard Hertlein
Gütersloh/Bielefeld (WB). Kleinaktionäre drohen der Hamburger Edeka-Gruppe mit Klagen gegen die Übernahme des Bielefelder Einzelhandelskonzerns AVA Allgemeine Handelsgesellschaft der Verbraucher AG. Die Gütersloher Stadthalle erlebte gestern die 30. und turbulenteste Hauptversammlung in der Geschichte der Aktiengesellschaft.
Ihr Auftritt, bitte: AVA-Kleinaktionär Manfred Klein.

Vorsorglich hatte AVA-Aufsichtsratschef Alfons Frenk, zugleich Vorstandsvorsitzender des künftigen Alleineigentümers Edeka, die Hauptversammlung von vorneherein auf zwei Tage angesetzt. Wie klug und vorausschauend dies war, zeigte sich gleich zu Beginn der Sitzung. Frenk hatte kaum zur Begrüßung angesetzt, als ein Mann mit kahlem Kopf und blauem Hemd heftig gestikulierend in den Saal stürmte und lautstark seine erste Beschwerde zu Protokoll gab. Ihr folgten im Lauf der Hauptversammlung noch zahlreiche weitere. Bei einigen kündigte der nach eigenen Angaben aus Saarbrücken stammende Klein-Aktionär gleich an, dass er sie zur Grundlage von Anfechtungsklagen machen werde.
Mit seiner Kritik am Verhalten des Großaktionärs stieß Manfred Klein, den manche schon ähnlich auftretend auch bei anderen Veranstaltungen wie zum Beispiel der letzten Hauptversammlung der Spar gesehen haben wollen, zunächst durchaus auf das Wohlwollen traditioneller AVA-Aktionäre. Die Stimmung wendete sich, als Klein am Nachmittag mit mehreren Geschäftsordnungsanträgen die Versammlung in die Länge ziehen wollte. Zudem legte er es darauf an, Frenk, dessen Abwahl als Versammlungsleiter er forderte, mit Beleidigungen wie »Marionette« und »teuerster Lehrling des Unternehmens«Êzu provozieren. Das -Êchancenlose -ÊMisstrauensvotum gegen Frenk musste übrigens wiederholt werden, weil Klein und die ihn unterstützende Würzburger Aktionärin Caterina Steeg feststellte, dass die Übertragung ins Stadthallen-Restaurant zeitweise unterbrochen war.
Die für den Standort Bielefeld und die AVA-Mitarbeiter wichtigste Nachricht ging in dem Trubel der Hauptversammlung fast unter: Das operative Geschäft des auf Großflächen (Marktkauf, Dixi) spezialisierten Einzelhandelskonzerns wird auch weiterhin zentral von Bielefeld aus geführt. Frenk: »Sitz der Unternehmensleitung und der Verwaltung bleibt Bielefeld.« Synergien würden von der Edeka in enger Absprache mit der AVA-Führungt erarbeitet.
Als Vorteile des »Squeeze-out« genannten Verfahrens, bei dem die Aktionäre auch gegen ihren Willen von dem mindestens 95 Prozent der Aktien besitzenden Mehrheitseigner herausgedrängt werden können, bezeichnete AVA-Vorstandschef Helmut Metje die Vereinfachung der Unternehmensführung, Einsparung von Kosten und eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen den Konzernteilen. Angesichts eines von dem Gutachter BDO ermittelten Wertes von 30,95 Euro je Aktie seien die von der Edeka angebotenen 45,32 Euro als dem durchschnittlichen Kurswert der vergangenen drei Monate eine angemessene Abfindung. »Der Abschied von der AVA erfolgt zu sehr fairen Konditionen«, stellte Metje, begleitet von vereinzelten Buh-Rufen, fest.
Diese Aussage wurden von den Vertretern der Aktionärsvereinigungen allerdings in Frage gestellt. Dr. Peter Dreier (DSW) wollte zusätzlich wissen, ob im Eigenbesitz der AVA befindliche AVA-Aktien zuletzt bevorrechtigt an die Edeka verkauft wurden.
Frenk unterbrach die Hauptversammlung um 21.50 Uhr, Fortsetzung folgt heute um 10.30 Uhr.

Artikel vom 14.07.2005