14.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

VW schaltet auf Sparkurs

Zehn Milliarden Euro in vier Jahren - Keine Pläne für Werksschließungen

Wolfsburg (dpa). Mitten in der Korruptionsaffäre hat der Autokonzern Volkswagen gestern Einzelheiten seines Sparkurses erläutert und eine Reihe von neuen Modellen angekündigt.
Künftig auf der Schattenseite? Die Mitarbeiter des Wolfsburger VW-Konzerns müssen sich wohl auf härtere Zeiten einstellen. Der Autobauer will die Sparschraube kräftig anziehen. Foto: dpa

Über das in diesem Jahr auslaufende Sparprogramm »ForMotion« hinaus müsse VW noch »viel mehr in der Zukunft tun«, sagte Finanzchef Hans Dieter Pötsch in Wolfsburg. Branchenkreisen zufolge will der Konzern in den kommenden drei bis vier Jahren zehn Milliarden Euro einsparen. Mit dem Start von neuen Modellen will Europas größter Autobauer vom Jahr 2008 an zudem seine Konkurrenzfähigkeit verbessern.
Vom Jahr 2008 an wolle VW fünf bis zehn neue Modelle auf den Markt bringen, kündigte der neue VW-Markenchef Wolfgang Bernhard an. Hierzu seien zwischen 2006 und 2008 jährliche Investitionen von 2,5 Milliarden Euro nötig. Um welche Modelle es sich handelt, ließ Bernhard offen. Künftig sollen die Entwicklungs- und Produktionskosten sämtlicher neuer Modelle unter denen des Vorgängers liegen.
Laut Branchenkreisen soll bis Ende 2008 das konzernweite Nettoergebnis um vier Milliarden Euro verbessert werden. 2004 war der Konzerngewinn erneut deutlich gesunken. Bernhard sagte, der Konzern wolle bei der Qualität seine führende Position wiedererlangen und die Effizienz im Vertrieb verbessern. Das mit Spannung erwartete detaillierte Sparprogramm für die Marke VW stellte Bernhard allerdings erst für November in Aussicht.
Den Hauptteil der Last wird die zuletzt defizitäre Kernmarke VW tragen müssen: Bernhard bekräftigte, er plane allein für das Flaggschiff bis 2008 ein Sparprogramm mit einem Volumen von sieben Milliarden Euro. Dieser Verbesserung dürften nach Einschätzung von VW aber Belastungen aus steigenden Rohstoffpreisen, Wechselkursentwicklungen und dem Preisdruck entgegenstehen. Der Dollar werde im Vergleich zum Euro in den kommenden zwei bis drei Jahren schwach bleiben, sagte Pötsch.
Werksschließungen seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant, widersprach Markenchef Bernhard Spekulationen. Es würden jedoch alle Optionen geprüft. Pötsch betonte, der jüngste Tarifvertrag, in dem VW den Mitarbeitern eine Arbeitsplatzgarantie bis zum Jahr 2011 zugesichert hatte, werde nicht angegriffen. »Wir müssen schauen, was wir im Rahmen des Tarifvertrages machen können«, sagte Pötsch. Derzeit verhandelt VW etwa über ein neues Schichtmodell in Wolfsburg, mit dem millionenschwere Einsparungen erzielt werden sollen.
Bernhard kündigte an, künftig müssten sich etwa Manager in der Produktion und der Entwicklung bei der Zahlung von Gehaltsboni an vorgegebenen Qualitätszielen messen lassen. Sämtliche Teams müssten gemeinsam Verantwortung für ihr Produkt übernehmen.

Artikel vom 14.07.2005