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Parfüm nicht nur Frauensache

Viele Männer im Museum Huelsmann auf den Spuren der Düfte


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Ich bin beeindruckt . . .«, schmeichelt Eike Doneck, Cheftrainerin für Guerlain Deutschland. Aus dem Publikum kommt sofort der Zwischenruf: ». . . weil so viele Männer da sind!« - »Ja,« lacht die Parfüm-Expertin und mahnt die »Herren der Schöpfung« auch gleich: »Die Geheimnisse, die Sie hier erfahren, sollten Sie sofort wieder vergessen - schließlich sind das die Geheimnisse der Frau.« Das Museum Huelsmann hatte passend zur Ausstellung (bis 24. September) in der »Weißen Villa«, der Dependance im Ravensberger Park, zu einer Parfüm-Vernissage eingeladen. Und, so freute sich Museumsleiterin, Dr. Hildegard Wiewelhove, »es ist so gut besucht wie nie zuvor.«
Eike Doneck beschrieb die Grundlagen der Duftentwicklungen und schilderte die Geschichte der Guerlain-Dynastie. Der Gründer des Hauses, Pierre François Pascal Guerlain, eröffnete 1828 in der Pariser Rue de Rivoli einen Laden für Badesalze, Seifen und Düfte. 1853 stieg er zum Hofparfumeur Napoleons III. und der Kaiserin Eugénie auf. Eigens für die rothaarige Kaiserin schuf er das »Eau Impérial«. Eine Literflasche (mindestens) dieses »Eau Impérial« hatte Eike Doneck mitgebracht: »Das können Sie sich bestellen - für eine wirklich besondere Gelegenheit. Und an Stelle des Kaiserwappens, der Biene, das eigene Monogramm handvergoldet anbringen lassen.« Die Herren stöhnten bereits leise . . .
Dann sprach sie von den ätherischen Ölen, von denen ein Liter allein bis zu 100 000 Euro kosten könne. Das Stöhnen wurde noch einen Hauch lauter . . .
Die Qualität, das betonte die Expertin ausdrücklich, die Qualität sei der Grundstock der Marke. Deshalb gewinne Guerlain Rohstoffe auf Plantagen weltweit.
Bis heute gebe es in einem Guerlain-Duft »egal, ob für Männer oder für Frauen« immer frische Bergamotte, Mairose und Jasmin, »handgepflückt«, die Tonkabohne gebe die Würze, unverzichtbar sei die Iriswurzel. Und, so Eike Doneck: »Männer mögen Vanille.«
Guerlain-Düfte heißen »Shalimar«, »Jicky« und »L'instant«, 200 gibt es davon. Guerlain sei kein schnelllebiges Trendparfüm. Den richtigen Duft zu finden, dazu gehöre Beratung und noch einmal Beratung. Leises Stöhnen, erneut. Denn die Parfüms entwickelten sich erst auf der Haut der Trägerin, unterstrichen die Persönlichkeit, seien wie ein Fingerabdruck. Eike Doneck: »Das hat natürlich seinen Preis.« Stöhnen . . .
Dann aber herrschte eitel Harmonie: Es gab Saft, Wasser, Sekt - kostenlos. Hildegard Wiewelhove: »Das ist doch keine Verkaufsveranstaltung.« Befreites Stöhnen - der Männer.

Artikel vom 14.07.2005