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Unter Verdacht: Dario Frigo.

Radprofi
Dario Frigo
verhaftet

Epo im Auto der Frau

Briancon (dpa). Die 92. Tour de France hat ihren ersten handfesten Doping-Skandal. Der italienische Radprofi Dario Frigo (Fassa Bortolo) wurde gestern im Mannschaftshotel festgenommen, nachdem die Polizei von Lyon und der Zoll von Savoyen im Auto seiner Ehefrau am Vorabend an einer Autobahn-Mautstelle in Albertville Doping-Mittel gefunden hatte.

Bei dem Drogenfund soll es sich um zehn Portionen des Blutdoping-Mittels EPO handeln, erklärte ein Polizeisprecher. »Wir konnten nicht erwarten, dass die Zeit des Dopings vorbei ist. Es ist gut, dass solche Leute mit einem Tritt in den Hintern ausgeschlossen werden«, sagte der stellvertretende Tour-Direktor Christian Prudhomme, der im kommenden Jahr Jean-Marie Leblanc als Chef der Rundfahrt beerben wird.
Leblanc nannte den 31-jährigen Frigo, der nach einem Doping- Vergehen beim Giro d'Italia 2001 eine sechsmonatige Sperre erhielt, einen »Wiederholungstäter«. Der blonde Italiener, der unter anderem 2002 einen Tour-Etappensieg feierte, gehöre zur Generation von Fahrern, die »nichts verstanden« hätten und die »aus dem Verkehr gezogen werden müssen«. Bestätigt sich der Verdacht, droht dem Paar eine dreijährige Haftstrafe.
In dem italienischen Team, dem Frigo seit 2003 angehört, beeilten sich die Verantwortlichen zu erklären, dass es sich um ein isoliertes Vergehen eines einzelnen Fahrers handele. Ex-Profi und Teamchef Bruno Cenghialta sagte gestern: »Ich wusste gar nicht, dass seine Frau kommen sollte.« Frigos Team setzte die Tour fort, der mutmaßliche »Sünder« belegte zum Zeitpunkt des Ausschlusses mit 20:32 Minuten Rückstand Rang 52.
Ein ähnlicher Fall erschütterte die Tour vor drei Jahren, als die Ehefrau des damaligen Tour-Dritten Raimondas Rumsas verhaftet wurde. Blutdoping steht auf der Liste der verbotenen Methoden des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Das seit 1988 gentechnisch hergestellte Blutdopingmittel Erythropoietin (EPO), durch das die Zahl der roten Blutkörperchen vermehrt wird, kommt vor allem bei Ausdauerleistern zum Einsatz. Es führt zu einer Leistungssteigerung von bis zu 15 Prozent. Je mehr dieser roten Blutkörperchen (Hämoglobin) vorhanden sind, desto mehr Sauerstoff wird im Körper transportiert. EPO-Missbrauch kann zum Tod führen.

Artikel vom 14.07.2005