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Viva la France, viva Moncoutié

Am Nationalfeiertag darf bei der Tour natürlich ein Franzose gewinnen

Digne-les-Bains (dpa). Tour-Boss Lance Armstrong verteilt weiter großzügig Geschenke und macht sich beim französischen Gastgeber beliebt.

Auf dem Weg von Briancon nach Digne-les-Bains unternahm der Träger des Gelben Trikots nicht viel gegen eine 13-köpfige Ausreißergruppe, die den Sieger der 12. Etappe nach 187 Kilometern unter sich ausmachte. Passend zum französischen Nationalfeiertag sicherte sich David Moncoutié den Tagessieg auf der Fahrt durch die glühend heiße Provence. Sandy Casar machte das Glück der Franzosen auf Platz zwei 57 Sekunden hinter Moncoutié perfekt.
35 Kilometer vor dem Ziel hatte sich Moncoutié aus der zersplitternden Spitzengruppe allein abgesetzt und feierte den ersten Gastgeber-Sieg bei dieser Tour. Er trat damit in gewisser Weise die Nachfolge von Eddy Merckx an, der bei der letzten Tour-Etappenankunft in Digne 1969 gesiegt hatte. Moncoutié stemmte sich mit einer großen Energieleistung gegen seine Verfolger.
Im Gesamtklassement gab's keine Änderungen: Armstrong führt auf dem Weg zu seinem siebten Tour-Triumph in Serie weiter mit 38 Sekunden vor dem dänischen »Bergkönig« Mikael Rasmussen und 2:34 Minuten vor Christophe Moreau (Frankreich). Jan Ullrich (4:02 Minuten zurück) und Andreas Klöden (4:16) verteidigten ihre Plätze neun und zehn. Alexander Winokurow (4:47) blieb 12.
Nachdem sich Jens Voigt mit seinem Ausflug in Gelb und Fabian Wegmann im Bergtrikot bereits eindrucksvoll in Szene gesetzt hatten, versuchten Stephan Schreck und Patrik Sinkewitz ins Rampenlicht zu fahren. Doch die beiden Tour-Debütanten aus dem T-Mobile- und Quickstep-Team scheiterten in verschiedenen Ausreißergruppen. Immerhin wurde der Ullrich-Helfer Schreck Etappen-Zwölfter. »Ich hatte heute freie Fahrt, musste aber am Schluss anerkennen, dass die anderen besser waren«, sagte Schreck.
Der Deutsche mit den vielleicht meisten Möglichkeiten außerhalb des T-Mobile-Teams musste die Beine gestern ziemlich ruhig halten. Jörg Jaksche, der bei Armstrongs Parforceritt auf der ersten Alpenetappe eine glänzende Figur gemacht hatte, kommt aus seiner Helferrolle bei Liberty Seguros nicht heraus. »Ich bin weiter hier, um Heras und Beloki zu helfen. Manolo Saiz ist der Chef und der bestimmt das so«, sagte Jaksche und wirkte dabei am Start in Briancon ein wenig frustriert.
Der Ansbacher Arztsohn liegt nach der 12. Etappe auf Rang 13 des Gesamtklassements weiter deutlich besser platziert als seine beiden spanischen Team-Kapitäne, denen der Manager offensichtlich noch einen Etappensieg in den Pyrenäen zutraut.
Gestern war die Tour de France für zwei Fahrer zu Ende: Der zweifache Etappengewinner Tom Boonen aus Belgien, Träger des Grünen Trikots, trat zur 12. Etappe wegen einer Knieverletzung nicht mehr an. Unterwegs gab Armstrong-Helfer Manuel Beltran (Spanien) nach einem Sturz auf.
»Alle, die uns im Team in den Bergen nicht helfen können, haben wir heute nach vorne geschickt. Leider hat es nicht ganz geklappt. Die Franzosen haben an ihrem Nationalfeiertag alles gegeben. Für mich war das heute ein schöner Ruhetag«, sagte Ullrich.

Artikel vom 15.07.2005