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Im 100-er Club der Königsklasse

Radsport: Warburger Supercup

Von Sylvia Rasche (Text und Foto)
Warburg (WB). Sie sind keine Spitzensportler, liefern dennoch Woche für Woche Spitzenleistungen ab. Sie fahren keine Rennen und sind doch so etwas wie die »heimlichen Stars« des Radsports.

Bernhard Hoffmann (57) aus Ingelheim und Walter Rolle (66) aus Essen haben als einzige Deutsche mehr als 100 Supercup-Marathone in den Beinen. Am Samstag machte die bundesweite Tour in Warburg Station - natürlich mit Hoffmann und Rolle am Start.
Die Supercup-Termine sind gesetzt. Danach richten die beiden Marathon-Experten ihre Saison aus. »Die Supercups sind etwas besonderes. Die haben ihre ganz eigene Atmosphäre und sind fast immer die schwersten Marathone in Deutschland«, berichtet Walter Rolle. Seit 1989 gibt es die Serie mit jährlich bundesweit sieben Etappenorten. Wer fünf der mehr als 200 Kilometer langen Touren mitfährt, bekommt am Saisonende das begehrte Supercup-Trikot.
»Nach Warburg kommt man immer gerne. Die Strecke ist schwer, aber schön«, sind sich Deutschlands beste Marathonstrecken-Kenner einig.
Bernhard Hoffmann hat in den 16 Super-Cup-Jahren lediglich eine einzige Strecke ausgelassen, ist in Warburg seinen 110. Supercup gefahren. Als König der »Champions League des Breitensports«, wie die Serie kürzlich in einem Radsport-Fachmagazin betitelt wurde, fühlt er sich dennoch nicht. »Ich genieße es, neue Strecken zu fahren. Durch den Supercup bin ich in Deutschland viel herumgekommen. Manche Gegenden hätte ich anders wahrscheinlich gar nicht kennen gelernt«, erzählt Hoffmann. Er ist jährlich gut 12 000 Kilometer auf dem Rad unterwegs, interessiert sich aber kaum für Durchschnitts-Tempo und Höchstgeschwindigkeiten. »Ich fahre sogar ohne Tacho und Uhr. Die Kilometer stehen doch anschließend auf meiner Wertungskarte. Das reicht mir«, ist der 57-Jährige bescheiden.
Walter Rolle schaut schon mehr auf Kilometer und Zeit, wartet unterwegs aber auf seine Mitstreiter vom Club Duisburg 09. »Meist kommen wir im ersten Drittel ins Ziel. Der Supercup ist ja kein Rennen. Wir fahren gerne zusammen in der Gruppe und nehmen Rücksicht, wenn einer mal nicht so gut drauf ist.« Der Essener hat Pfingsten in der Rhön seinen 100. Supercup gefahren. Nach dem 106. im September in Altdorf (Schwarzwald) haben er und seine 09-Truppe einen besonderen Saisonabschluss geplant. Direkt vom Zielort aus machen sie sich mit ihren Rennrädern auf den Weg nach Madrid zur Rad-WM. »Für die 2000 Kilometer haben wir 14 Tage Zeit. Dann sind wir pünktlich zum WM-Start in Madrid. Das sollte zu packen sein«, meint Walter Rolle und freut sich schon auf die Herausforderung.
2006 steht dann für beide der Supercup wieder im Mittelpunkt der langen Saison. Dann wollen sie ihr 18. Serien-Trikot herausfahren - so viele stapeln sich bei keinem anderen Fahrer im Kleiderschrank.

Artikel vom 18.07.2005